Roubo Hobelbank Teil VIII – Die Fertigstellung

Die richtig schönen Werkstatttage beginnen, wenn das Projekt geknackt ist. Wenn man die Gewissheit hat, dass man es nicht versemmelt hat und die Wahrscheinlichkeit, es doch noch zu versemmeln, eher gegen null tendiert. Sehr viele Restarbeiten, standen nun noch auf meinem Zettel. Eile, die zu erledigen, hatte ich nicht. Ganz im Gegenteil – jeden Handgriff galt es bis zu Letzt auszukosten. Eine so gewaltige Roubo baut man ja nicht oft in seinem Holzwerkerleben.

Fertigstellung der Schlittenzange

 

Die Schlittenzange besteht aus einem kleinen Klotz, der einen Bankhaken aufnehmen kann. Er wird auf die Metallplatte geschraubt die von der Spindel verschoben wird. Diesen Klotz hätte ich eigentlich gleich mit den übrigen Bankhakenlöcher anfertigen können. Das hatte ich jedoch übersehen. Somit musste erneut die Oberfräse bemüht werden. Das Reststück Ahorn gab gleich 2 her – nicht das etwas schief geht.

Der Bankknecht (auch „toter Mann“ genannt)

 

Der Bankknecht läuft auf einer Dreiecksleiste, die auf die untere Querschwinge geleimt ist und in einer Nut, die in die vordere Bankplatte gefräst wurde. Die Herausforderung war, das Dreieck in die Unterseite des Bankknechts zu schneiden. Aufrecht wollte ich die Bohle nicht über das Kreissägeblatt schieben. So ist die komische Führungskonstruktion entstanden. Sieht zwar doof aus – hat aber perfekt funktioniert.

Fachboden

 

Der Fachboden wurde aus Ahorn Resten erstellt. Es fällt bei so einer Bank genügend „Verschnitt“ an. Da musste ich nicht auf eine Multiplexplatte zurückgreifen. Für den Boden hätte ich vermutlich auch eine neue Ahornbohle angeschnitten, wenn nicht genügend Reste zur Verfügung gestanden wären. Eine Hobelbank ist zwar nur ein Werkzeug. Bei der Anfertigung habe ich aber auch großen Wert darauf gelegt, dass das Holz so verbaut wird, damit es auch optisch am besten zur Geltung kommt. Das Auge isst mit.

Einlegebrett

Hier hab ich mir dann doch noch die absolute „Unschönheit“ eingefangen. Ein Astloch!!! Jeder der meinen Blog liest, weiß, dass ich diese Eskapaden der Natur hasse. 😉 Nun…., es lies sich nicht vermeiden und ich fürchte, die Bank ist somit unverkäuflich geworden.

 

Das Einlegebrett habe ich bewusst ein deutliches Stück kürzer als die Bankplatte angefertigt. Ich sehe es als deutlichen Vorteil an, von beiden Seiten ein kurzes Stück Schraubzwingen einbringen zu können, ohne das Einlegebrett herausnehmen zu müssen. Wenn es kürzer ist, muss man es auch nicht umdrehen, will man es als Anschlag nutzen.  Es reicht vollkommen aus, es etwas anzuheben und seitlich ein paar Zentimeter zu verschieben. Zu diesem Zweck, wurden die „Griffhaken“ gesägt. Das Einlegebrett ist entweder bündig in der Platte versenkt, als Anschlag um 1,5 cm hochgestellt (ragt dabei weder rechts noch links über die Plattenkante) oder, wenn man zum Spannen viele Schraubzwingen auf der gesamten Banklänge verteilen muss, komplett aus der Platte entfernt.

Bankplatte abrichten

 

Das Abrichten der Bankplatte war der willkommene Pausenfüller. So wurden die Leimtrocknungsphasen sinnvoll überbrückt. Die komplette Bankplatte wurde lediglich mit Handhobel abgerichtet. Zum Einsatz kamen dabei eine Raubank No 6, eine Raubank im Krenov Stil, ein langer Flachwinkel-Schlichthobel, ein selbstgebauter Putzhobel und zum Schluss noch eine Ziehklinge.

Finale Montage der Vorderzange

 

Die Bilder sprechen für sich. Das sind Tätigkeiten die nicht aufhalten, sondern einfach nur Spaß machen.

Bankhaken und Finish

 

Für jedes Bankloch hab ich mir einen Bankhaken gegönnt. Die ganze Bank wurde noch mit einer Leinöl / Tungöl Mischung behandelt. Das Öl angewärmt im Wasserbad, damit es möglichst tief in das Holz eindringen kann.

Daten

Länge:          215 cm
Tiefe:            63 cm
Höhe:           90 cm
Gewicht:      sauschwer (bestimmt > 250 kg)
Holz:            Bergahorn, Nussbaum
Beschläge:   Benchcrafted

Schlusswort

Nun ist aber gut. Die Familie sitzt mir mit ernsthaften Möbelprojekten im Nacken. Mit dem Bau meiner Roubo-Hobelbank war ich nun gut 2 1/2 Monate in meiner Freizeit beschäftigt. Morgen (…. ups heute 00:35!) zieht sie in meiner Werkstatt an ihren künftigen Arbeitsplatz. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit!

Bilder

 

 

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30 Antworten zu Roubo Hobelbank Teil VIII – Die Fertigstellung

  1. Uwe Müller schreibt:

    Moin Volker,
    wunderbar! Da kann man sich verneigen, vor dir und deiner neuen Hobelbank.
    Ein Augenschmaus. Beachtenswert auch die passend gezinkte Unterlagen auf dem Fußboden 😉
    Deine Familie verstehe ich nicht, was sind denn sonst „ernsthafte Projekte“? 😉
    Eine Frage zu deiner Rauhbank im Krenov Stil: Hat es Vorteile beim Hobeln, das der Hobel hinten keinen Griff hat und man so eher schiebt als den hobel direkt auf die Fläche drückt?

    Viele Grüße
    Uwe

    • Volker schreibt:

      Hallo Uwe,
      vielen Dank fürs Lob.
      Zu deiner Frage wegen der Raubank aus Nussbaum: Ich vermisse den Griff nicht. Die Holzhobel gleiten viel leichter auf der Oberfläche als die Kollegen aus Metall.
      Da beim Hobeln beide Handflächen auf dem Hobel aufliegen, meine ich sogar, dass es einfacher ist eine super Oberfläche zu erreichen. Man fühlt sofort, ob und wie stark sich das Messer ins Holz frisst und kann mit stärkeren oder leichteren Druck das Ergebnis beeinflussen. Bei den Hobeln mit einem Griff fühlt man das nicht so leicht. Schau dir nur mal die japanischen Hobel an – die hatten noch nie einen Griff.
      Das Hobeln ist etwas anders, aber ich kann mit Sicherheit behaupten nicht schlechter.
      Viele Grüße
      Volker

  2. Eddy schreibt:

    Es gibt kaum was besseres als um 6:30 morgens beim Frühstück deinen Blogpost zu lesen.

    Habe dich nun auch auf Instagramm gefunden. 😀

    Super Hobelbank, hast mich inspiriert kommendes Jahr auch eine Hobelbank zu bauen.

    Daumen hoch 🙂

  3. rainerspeer schreibt:

    Bankhakenfetischist!

  4. Mario Zimmermann schreibt:

    Hallo Volker,

    ich bin begeistert, herzlichen Glückwunsch!

    Hoffentlich ist sie nicht zu schade für den harten Werkstatteinsatz, aber du musst du jetzt durch.
    Freue mich auf dein nächstes Projekt!

    Viele Grüße,
    Mario

  5. Gerd Fritsche schreibt:

    Hallo Volker,
    wirklich eine tolle Arbeit, wie schon bei „Holz“ geschrieben solltest du einen Platz im Wohnzimmer dafür finden.
    Viele Grüsse
    Gerd.

  6. Thomas Heller schreibt:

    Hallo Volker,
    herzlichen Glückwunsch auch von mir.
    Ich freue mich für Dich, das dieses tolle Projekt jetzt gut beendet werden konnte
    und alles Deinen Wünschen entspricht.
    Das Wechselspiel von Nuss und Ahorn ist speziell bei Verbindungen immer wieder ein wunderschöner Anblick.
    Danke auch, für das Fotografieren und Dokumentieren der einzelnen Schritte.
    Es hat Spass gemacht alles zu verfolgen und nun das Ergebnis zu sehen.
    Ich wünsche Dir viele schöne Werkstatt-Stunden an der neuen Hobelbank!
    (Mer muss och jönne könne…..!!!) 😉
    Mit freundlichen Grüßen aus Köln,
    Thomas

  7. Dominik schreibt:

    Guten Morgen Volker,
    die Bilder auf deinem Blog sind noch besser wie bei Instagram. Die Bank ist der Hammer! Die ist dir sehr gut gelungen, auch weil sie wie ich finde so gut durchdacht ist (Bankhaken, Holzleiste in der Mitte etc.)! Ich bin auf deine nächsten Projekte gespannt!
    Viel Spaß damit und bring am Anfang nicht zu viele Macken rein ;-).
    Schönen Gruß, Dominik

    • Volker schreibt:

      Hallo Dominik,
      vielen Dank für deine Rückmeldung. Alle sind immer gespannt auf mein nächstes Projekt. Schneller… höher…. weiter…. ?!
      Was soll denn nach einer Roubo Bank noch kommen? Da gibt es nicht mehr viel. Ich höre jetzt mit dem Holzwerken auf – dann bekommt die Bank auch keine Macken 🙂
      Liebe Grüße
      Volker

  8. Dominik schreibt:

    Morgen Volker,
    nicht schneller, höher und weiter! Es ist einfach nur interessant was Menschen für kreative Ideen haben und entwickeln um Möbel und dergleichen aus Holz oder anderen Werkstoffen zu bauen. Und wenn sie das dann noch über die „neuen modernen Medien“ teilen wollen, ist es schön. Und dass Leute auf Projekte gespannt sind, ist doch „eigentlich“ eine schöne Sache? Nimm es als Kompliment an ;-).
    Macken gehören ja zu einem Werkzeug dazu, sonst kann es gleich in die Vitrine gestellt werden.
    Herzlichen Gruß,
    Dominik

  9. Volker Braun schreibt:

    Ganz große Handwerkskunst! Da fehlen mir (fast) die Worte…

    Ich finde Du hast das superschöne Holz damit veredelt. Ein bleibendes, praktisches und wunderschönes Stück. Ich habe die Berichte mit Spannung verfolgt und bin wiedermal beeindruckt von Deinem Können.

    Die Dokumentation ist auch, wie immer, wunderbar. Vielen Dank dafür!

    Viele Grüße

  10. Timo schreibt:

    Jetzt ist es keine Werkstatt mehr lieber Volker – nun ist es ein Studio 🙂
    Sie ist „banktastisch“!
    Viele Grüße
    Timo

  11. Thanner Erwin Moritz schreibt:

    Salve großer Meister,
    habe so eben Deinen Hobelbank Bericht gelesen>>>gibt’s noch eine Steigerung? Viel Freude bei der Arbeit damit
    Erwin Moritz

  12. Diamond schreibt:

    Hallo Volker,
    kannst du mir bitte mal sagen welches Leinöl und Tungöl dur verwendet hast?
    Wiel lange hat der Trocknungsprozess gedauert?

    Danke!

  13. carsten schreibt:

    Moin Volker, auch von mir eine, wenn auch verspäteten, Gratulation zur tollen Roubo. Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich beim Bau gefühlt hast, denn ich stecke auch gerade mittendrin in diesem Abenteuer.
    Ich habe eine Frage zur Schlittenzange. Meine Bank soll nur 180cm lang werden und der rechte Überhang auch entsprechend kleiner, so dass ich „nur“ eine nutzbare Länge der Schlittenzange von max. 230mm haben werde. Du hast nun schon einige Erfahrungen mit der Schlittenzange gemacht, meinst du, dass ich zu viel Potential der Zange verschwende?
    Beste Grüße carsten

    • Volker schreibt:

      Hi Carsten,
      wenn ich ehrlich bin, „ja“ meine ich das. Meine Schlittenzange ist über 400 mm lang und ich nutze 3/4 des Fahrwegs regelmäßig. Würde mir an deiner Stelle überlegen ob man die Beine auf der rechten Seite nicht schräg stellt. Das heisst die hinteren Bankbeine stehen weiter auseinander als die vorderen Beine. Dann könntest du den vollen Fahrweg der Schlittenzange realisieren.
      Weiterhin viel Spaß beim Bauen.
      Gruß
      Volker

      • carsten schreibt:

        Moin Volker,
        Danke für die schnelle Reaktion
        Ok, das ist eine klare Antwort. Darf ich dich noch Fragen was du in den Schlitten einspannst? Sind es wirklich solch breite Bretter, die du dort hochkant spannst oder andere Sachen?
        Ich muss noch einmal nachfragen, weil die Umstellung meiner jetzigen Planung doch einiges umwerfen würde.

        Beste Grüße Carsten

      • Volker schreibt:

        Hochkant hab ich noch nie gespannt. Es sind einfach unterschiedlichste Bretter die ich liegend bearbeite und spannen muss.

  14. carsten schreibt:

    Moin Volker,

    das verstehe ich noch nicht ganz, unterschiedlich lange Bretter kannst du doch auch mit den unterschiedlichen Bankhaken spannen. Du hast doch über die gesamte Länge der Bankhakenlöcher, die du nutzen kannst, oder?
    Wenn der Abstand der Bankhaken kleiner ist als die Fahrlänge der Schlittenzange, dann kann ich praktisch alle Längen spannen.
    Ich sehe eher die Einschränkung, wenn ich Bretter stehend in den Schlitz der Schlittenzange spanne, um z.B. ins Hirnholz zu zinken.

    Oder bin ich da auf dem gedanklichen Holzweg 😉
    Carsten

    • Volker schreibt:

      Hallo Carsten,
      es geht ja nicht nur um das Spannen „können“…. sondern auch darum wie schnell und damit komfortabel du umspannen kannst. Oft ist es einfacher und schneller die Zange 3 cm weiter zu öffnen und den nächsten möglichen Bankhaken zu nutzen als 7 cm zu schließen (bei einem Hakenabstand von z.b. 11 cm). Der bewegliche Haken befindet sich bei mir meist in der Mitte und dann hab ich die Entscheidung entweder beim Umspannen aufzumachen oder zu schließen. Wenn du einen möglichen Fahrweg hast der nur halb so lange ist, bleibt dir dann oft nur noch der Weg in eine Richtung was dann bedeutet ggf. Beinahe einen kompletten Hakenabstand zu kurbeln. Diese komfortable Option immer in zwei Richtungen zu können würde ich mir erhalten wollen zumal das ja die Mechanik der Schlittenzange hergibt.
      Aber die Entscheidung liegt natürlich bei dir. Wenn dich das nicht stört kannst du natürlich auch mit dieser Einschränkung arbeiten.
      Gruß
      Volker

      • Carsten schreibt:

        Ok, jetzt hab ich es verstanden. Ich lasse mir das noch einmal durch den Kopf gehen und dann mal schauen.

        Besten Dank erst einmal, vielleicht komme ich noch mal auf dich zu
        carsten

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