In den vergangenen Jahren bin ich, was die Holzbearbeitung anbelangt, in vielerlei Hinsicht vorsichtiger geworden. Ich habe mir z.B. angewöhnt, auf den letzten Metern der Fertigstellung eine „Was steht noch an-Liste“ zu erstellen. Diese „To Do-Liste“ (ich hasse dieses Wort), schreibe ich immer dann, wenn ich das erste Mal im Projekt mit dem Gedanken spiele: „An diesem Wochenende könntest du doch fertig werden“.
Dieser Gedanke ist gefährlich. Er verführt, die Fertigstellung erzwingen zu wollen und man übersieht so leicht noch auf den letzten Metern eine Kleinigkeit. Und wir wissen alle, Kleinigkeiten können die Ursache für fatale Folgen sein. Deshalb nehme ich mir Zeit für diese „Was steht noch an – Liste„.
Sehe ich den gefüllten Zettel vor mir liegen, macht sich Ernüchterung breit und das Vorhaben, an diesem Wochenende fertig zu werden, ist wieder ad acta gelegt. Es ist ein idealer Zeitpunkt, um einen Appell an sich zu richten: “ Mach langsam, wenn es schnell gehen soll!!!“
Vor dem nächsten Arbeitsschritt habe ich richtig Respekt. Die Scharniere müssen in die Türe eingelassen werden. Ein mächtiges Potential um die wunderbare Türe zu zerstören. Im Gegensatz zu den Schubladen kann ich die Türe nicht neu machen. Der Schrank ist nach der gewölbten Türe gebaut, nicht die gewölbte Türe nach dem Schrankkorpus.
Den Versuch in die Türe die Nut per Hand zu Stemmen (in das Stirnholz – Birne!!!) habe ich nach 5 Minuten aufgegeben. Da bricht mir nur noch was aus und richtig schön bekommt man das nicht hin. Das schönste Ergebnis könnte man sicherlich mit der Oberfräse erzielen – aber wie kann man die Oberfräse präzise auf einer 2cm starken und gewölbten Türe führen. Ohne vernünftige Auflage sah ich da keine Möglichkeit. Ich habe mir aus Abfallholz einen Rahmen gebaut, den ich mit einem Keil und einer Schraubzwinge an der Türe fixieren konnte. Auf diesen Rahmen wollte ich meine Frässchablone aufschrauben.
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Das mit dem Hilfsrahmen hat funktioniert. Ich konnte mit der Oberfräse ganz sicher meine Aufnahmenut für die Scharniere in die Türe fräsen. Per Hand in Stirnholz wäre das mit Sicherheit nicht so schön geworden.
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Als ich die Türe zum Anzeichnen der Scharniere im Schrankkorpus platziert hatte, musste ich mir erst mal eine Tasse Kaffee holen und 5 Minuten diese Aussicht genießen….
Nun wird die Position der Scharniere auf dem Boden und dem Schrankdeckel angezeichnet.
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Für dieses Projekt muss man einen alten Kugelschreiber opfern. Man benötigt nämlich die Feder, damit später die Schranktüre nicht von alleine aufgeht.
So baut man sich ganz einfach einen „Türzuhalter“…
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Die Restarbeiten vor dem Finish…
Die Tür soll natürlich auch einen Griff bekommen. Auch hier habe ich wieder eine „organische“ Lösung bevorzugt (Danke Andreas für die schöne Bezeichnung!).
Die Rückwand musste auch noch eingepasst werden. Danach wurde der komplette Schrank zerlegt. Die Einzelteile werden nun mit Schellack behandelt.
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Nächstes Wochenende werden die Einzelteile dann zusammengeleimt. Hab ich es doch gewusst, daß er dieses Wochenende noch nicht fertig wird.
Das hab ich nun von meiner „Was steht noch an – Liste!“ 😉
Hallo Volker,
ich finde es bei deinen Arbeiten immer wieder schwer Worte zu finden wie sehr mir deine Arbeiten gefallen. Deshalb halte ich mich kurz: einfach schön!!
Viel Spaß nächstes Wochenende,
herzliche Grüße,
Dominik
Hallo Dominik,
vielen herzlichen Dank!
Leider ist es noch so lange hin 😦
Liebe Grüße
Volker
Hallo Volker,
die Idee mit der Liste ist sehr gut – ich kenne das Gefühl gut, das Ende erzwingen zu wollen. Das ist ein Punkt, an dem ich noch intensiv arbeiten muss. Oft bin ich noch zu hastig und ärgere mich hinterher über ungenaue Ergebnisse oder Fehler.
Und ich hab noch was aus Deinem Beitrag gelernt: Einstellen der Frästiefe durch unterlegen des Beschlags. Man wieder sehr einfach, wenn man den Kniff kennt und wieder ein Beispiel, wie der Schreiner ein Maß lieber abgreift als es zu messen und dabei Mess- und Übertragungsfehler vermeidet. Super!
Beste Grüße,
Andreas
Hallo Andreas,
ich lächle, wenn ich das lese. Vor ein paar Jahren hätte dieser Kommentar noch von mir stammen können.
Viele Grüße
Volker
Hallo Volker,
mal eine Frage die nicht speziell zu deinem Bericht ist: Mit was planst du deine Wassersteine? So wie Charles?
Schöne Grüße,
Dominik
Hallo Dominik.
Mit einer Diamantplatte.
Ob das Charles auch so macht, kann ich nicht sagen.
Grüße
Volker
Vielen Dank! Ja, das macht Charles auch so.