Windsorstuhl

Wikipedia ist gigantisch. Über jeden Schei.. findet man dort Informationen, wie zum Beispiel über den Windsor Stuhl. Über ihn steht da sinngemäß geschrieben, …
dass er aus der englischen Stadt High Wycombe kommt, von dort jedoch auf der Themse nach London gekarrt – sorry gebootet – wurde und er eigentlich mit der Stadt Windsor nichts am Hut hat. Somit der Name Windsor Stuhl Etikettenschwindel ist.

Nun, jetzt weiß ich zumindest woher der „Windsor Stuhl“ seinen Namen hat, der aber genau genommen falsch ist, weil er müsste ja „High Wycomb Stuhl“ heißen. Aber wer würde schon einen „High Wycomb Stuhl“ bauen wollen – das hört sich eher nach einer lästigen Darmreizung an. Der Vergleich passt irgendwie gut zur aktuellen politischen Situation. Auch hier stell ich mir die Frage, ob der BREXIT eine Darmreizung ist und von welchem Arschloch verursacht.

Die nächste krasse Info, die mir Wikipedia offeriert, ist, …

dass der Windsor Stuhl einfach zu bauen ist, weil man lediglich ein paar Löcher bohren muss und die Teile einfach zusammensteckt. Handwerkliche Erfahrungen wird nicht großartig vorausgesetzt. Alles easy peasy, kein großes Ding!

Nun Leute…. durch Tante Wikipedia weiß ich endlich, dass der Bau eines High Wycomb Stuhls für einen Amateur wie mich genau das richtige Objekt ist. Dann bin ich mal in meine Werkstatt und hab ein paar Löcher gebohrt.

Seit meinem Kurs bei Fabian sind schon mehr als 10 Woche vergangen. Ich versuche immer gleich nach einem Workshop das Erlernte alleine in meiner Werkstatt erneut umzusetzen. Wenn ich ein oder zwei mal die neue Technik wiederhole, habe ich sie intus.
10 Wochen nach dem Kurs, war das zäh. Den ersten Sitz hab ich gleich versaut….. beim Bohren nicht richtig Acht gegeben und schon hast Du einen Fehler, der nicht wieder gut zumachen ist. Somit eine weitere Sitzfläche verleimt und die Übung von vorne wiederholt.

Nach dem Bohren werden die Stuhlbeine eingepasst, samt den Querstreben.

Sitz wird ausgeschnitten und in Form gebracht.

Bevor man die Stuhlbeine in die Sitzfläche einleimt, werden die Beine und Querstreben auf der Ziehbank bearbeitet. Letzte Anpassungen erfolgen mit dem kleinen Blockhobel.

Wenn man Stühle dieser Art fertigt, braucht man viele Holzkeile. Gleichmäßige Keile frei Hand zu schneiden ist nicht gerade mein Ding bisher gewesen. Mir ist da eine Idee gekommen, wie man das in Serie gut hin bekommt. Die kleine Vorrichtung funktioniert prima.

Was beim Autobau die sog. „Hochzeit“ ist (wer das nicht weiß, kann ja Tante Wikipedia fragen), ist beim Stuhlbau in meinen Augen das Einleimen der Beine in die Sitzfläche.

Mit dem „Obendrauf“ wird aus dem Hocker ein Stuhl. Herstellung der Spindeln und das Biegen der oberen Lehne.

Die Lehne besteht ja auch nur aus Löcher bohren, Spindeln einleimen und Überstände abschneiden. Alles easy peasy und absolut was für Anfänger lt. „Tante Wikipedia“ 😉

Mein Fazit nach dem ersten „Alleinebau“: Ich sehe 3 tolerierbare Fehler. (Kleiner Ausbruch beim Abstemmen eines Zapfens in der Sitzfläche, die Abspreizung der Beine ist nicht 100%tig symmetrisch und die Querverstrebung ist tiefer angebracht als beim ersten Stuhl – von der falschen Seite gemessen ich Depp).  Beim alleinigen Bau habe ich Unmengen gelernt.

Der nächste Stuhl (heute schon weit fortgeschritten) wird besser!

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8 Antworten zu Windsorstuhl

  1. rainerspeer schreibt:

    Das gesuchte Arschloch heisst Cameron und war mal Börsenmakler, also Zoccer oder Hütchenspieler.

  2. Uwe schreibt:

    Hallo Volker,
    sehr schöne Arbeit. Eine Frage habe ich:
    Was ist das für ein Werkzeug in Bild 20190728 068, der schwarze Holzklotz mit den zwei „Hobeleisen“? Ist das eine Eigenkreation?

    • Volker schreibt:

      Hallo Uwe,
      danke für das Lob.
      Ich nehme an, du meinst das Gerät mit dem man Dübel Stangen selbst herstellen kann. Das ist von Veritas und aus Metall. Das findet man unter der Bezeichnung Rundstabschneider bei den bekannten Händlern.
      Gruß
      Volker

  3. Volker Braun schreibt:

    Tja, ein Anfängerprojekt eben…. ganz nett…..
    Der Wikipediaautor scheint ja richtig Ahnung gehabt zu haben.

    Da fehlen mir die Worte. Eine fantastische Arbeit, die „tolerierbaren“ Fehler sind doch hier genau das, worauf es bei einen ansich so perfekten Arbeit ankommt. Ich beneide Dich um das Talent und die Erfahrung, eine hervorragende Arbeit.

    Die Präsentation in Text und Bild könnte auch nicht besser sein. Ein Spaß, die Beiträge hier zu studieren, Danke dafür!

  4. Andreas schreibt:

    Hallo! Sehr schön – ich will ja jetzt mit etwas ähnliches anzufangen… Eine kurze Frage, welche Holzarten werden benutzt – oder welche (mitteleuropäische) Holzarten kann man dazu benutzen? Ich habe mehrere Websites durchesucht aber es gibt immer amerikanische sorten wie white pine oder tulip poplar, die man hier im Böhmen gar nicht findet…
    Vielen Dank!

    • Volker schreibt:

      Hallo Andreas,

      eigentlich kannst Du alles verwenden, was sich gut biegen lässt. Ich habe die Windsor Stühle bisher zum Beispiel aus Esche, Nussbaum, Eiche, Kirsche gemacht.
      Gruß
      Volker

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