Den richtigen Weg zu finden, ist manchmal nicht einfach. Sucht einer wie ich, den richtigen „Holzweg“, ist man für jede Orientierungshilfe dankbar.
Ist so eine Orientierungshilfe nicht vorhanden, hat man zwei Möglichkeiten…
Möglichkeit 1:
Umsetzung nach dem Bauchgefühl, also auf gut Glück. Erfahrungsgemäß ist diese Strategie mit sehr viel Risiko behaftet. Geht es gut, freut man sich zwar, aber es bleibt ein bitterer Beigeschmack, da man eigentlich nicht weiß, warum es „zufällig“ gut gegangen ist.
Möglichkeit 2:
Ursache und Wirkung erforschen, bevor man sich an das Originalbrett wagt.
Ist das Brett dann nach dem Schnitt so, wie man es sich errechnet und erhofft hat, fühlt man sich in seiner Werkstatt für ein paar Minuten wie Chuck Norris… also unschlagbar. Keine Angst … die meisten von uns, werden recht schnell wieder von der Realität eingeholt!
Mein aktuelles Projekt – ein kleiner Wandschrank (Birnenholz) mit konvex gewölbter Schranktüre – forderte von mir eine auf den ersten Blick recht banale Entscheidung ein:
Ich habe ein Brett für oben – also den Deckel des Schränkchens – und ich habe ein Brett für einen Schrankboden. Die Vorderkannten von Deckel und Boden sind auch bei geschlossener Schranktüre sichtbar. Welches Brett soll ich für den Deckel und welches Brett für den Boden verwenden und welche Kante zeigt nach vorne? 16 verschiedene Kombinationen habe ich nun zur Auswahl, da ja die Bretter auch Ober- und Unterseite haben.
Wo ist das Problem, wird sich nun Macher denken? Die bessere Kantenseite zeigen nach vorne und das Brett mit der schöneren Holzmaserung, nimmt man als Boden, da man ihn beim Öffnen des Schränkchens sehen wird. Ja, so kann man vorgehen – es handelt sich aber dann um die Strategie, die ich oben unter „Möglichkeit 1“ beschrieben habe.
Um das eigentliche Problem aber verständlich darzustellen, möchte ich einen kurzen Exkurs zu Designregeln im Möbelbau machen.
Was ist eigentlich gutes Design?
Vor einiger Zeit habe ich im Zusammenhang mit dem Möbelbau in einem Blog eine wunderbare Beschreibung dieser Perspektive gelesen…
„Design ist, wenn Ästhetik, Funktion und Freude in einem Stück vereint ist.
So dass es sieht, hört, fühlt und denkt wie du.“
Damit ist in meinen Augen alles Wesentliche gesagt und es lässt jedem den Interpretationsspielraum, den er benötigt. Design kann man nicht auf einen von allen anerkannten Nenner bringen. Gewisse Grundregeln sollte man allerdings beherzigen und eine davon ist, den Maserverlauf zu beachten. Bei gewölbten Türen kann das dann schon eine echte Herausforderung werden.
Das Maserbild sollte immer eine „Klammer“ bilden. Bei einer konvexen Türe eine geschlossene Klammer zum Schrank hin (linkes Bild oben). Bei einer Konkaven Türe wäre auch eine nach außen gerichtete Klammer möglich (rechtes Bild) – dies würde im Zusammenspiel mit der nach innen gewölbten Türe, die Höhe des Möbelstücks visuell verstärken.
Wichtig: Vermeiden sollte man aber auf jeden Fall eine „Doppelklammer“, so dass bei Deckel und Boden die Maserrichtung in die gleiche Richtung zeigt.
Aber nun zurück zu meinem Problem, den Deckel und den Boden richtig auszuwählen und die Vorderkante zu bestimmen. Es hilft, wenn man Probeschnitte in Abfallhölzer macht und beobachtet, wie sich die Maserung im Zusammenspiel mit den Jahresringen verhält. Wie stark sich diese Wirkung unterscheidet, kann man gut sehen, wenn man unterschiedliche Holzarten miteinander vergleicht. Muster habe ich mir für Eiche, Erle, Ahorn, Esche und Birne angefertigt. Alle erhalten einen Schnitt mit dem gleichen Radius.
Und hier das Ergebnis…
Will man für den Deckel und den Boden „Klammern“ bei der Maserung erzeugen, müssen die Jahresringe zueinander stehen. Siehe die nachfolgenden Bilder.
Die Jahresringe sollten nie in die gleiche Richtung zeigen!