Eine 2. Chance für Sägebauabfall und sonstigen Mist

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Sägebauer bauen nicht immer nur tolle Sägen. Ab und zu bauen Sägenbauer auch Mist. Und aus dem Mist, können Sägebauer dann keine Sägen mehr bauen…. höchstens halt noch Mistsägen oder kommerziell ausgedrückt: „Sägen 2. Wahl“.
Aber Sägen 2. Wahl gibt es schon mehr als genug auf dieser Welt. Somit bleibt für den Sägebauer nur Zurück auf Start – auch wenn es schmerzt. In Ihrer Selbsthilfegruppe berichten sie dann… „Heute habe ich mal wieder exklusives Feuerholz hergestellt“ und bekommen von anderen Sägebauern mit der Bemerkung… „Solche Tage kenne ich“ den erhofften Trost gespendet.

Ich bin zwar kein Sägebauer, trotzdem baue ich oft Mist. Vermutlich wesentlich öfter als Sägebauer und habe deshalb eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit Misserfolgen entwickelt. Und schönen Mist hebe ich mir sogar auf, bis ich irgend wann mal eine Verwendung dafür finde. Meinen aktuellen Schrank, baue ich ja nur aus Resten und Schadstellen, die mir bei der Küche für meine Tochter übrig geblieben waren. Schon während des Küchenbaus haben diese „Holzreste“ in meinem Kopf gearbeitet. In Gedanken wurde mein Werkzeugschrank für Sägen gestaltet, die wildesten Ideen geboren und die Meisten davon auch wieder verworfen. Auch über den Türgriff bzw. Türverschluss hatte ich viel nachgedacht. „Warum diesen nicht aus einen Sägegriff machen?“ Diese Idee faszinierte mich (zunächst) und deshalb fragte ich bei Sägebauer nach „exklusivem Feuerholz“ nach. Ich war erfolgreich. Eine Woche später lagen zwei „Ofenanzünder“ aus Ebenholz auf meiner Werkbank.

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Nachdem der Schrankkorpus und die Türe fertig waren, beschäftigte ich mich dann mal einen Tag mit so einem Griffrohling.

Schnell wurde mir dann klar, dass der ganze Griff als Türgriff viel zu klobig wird. Aus dem Grund habe ich mich dann entschlossen gut 1/3 des Materials schräg wegzunehmen und die „unvollständige Säge“ in das Material optisch eintauchen zu lassen. Das hatte zudem den Vorteil, dass ich die unschönen Einschnitte für den Sägerücken weg bekam.

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Und so sieht der Griff dann als Türgriff aus…

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Der Sägebauer spricht bei diesem Anblick wieder von exklusiven Feuerholz – ich von einem scheiß Tag, weil ich mir nicht die schöne Optik der Türmaserung kaputt designe. OK – das Vorhaben wurde ad acta gelegt – zunächst! 😦

Es folgt, die Inneneinrichtung…

das hatte ich schon in meinem vorherigen Blogbeitrag angekündigt. In den Schrank sollen Sägen und zusätzlich das, was der Holzwerker, wenn er seine Sägen nicht nur anschaut, sondern auch regelmäßig fordert, für die Scharfmacherei so braucht. Somit besteht die Inneneinrichtung aus einer Schublade und Halterungen für die Sägen.

Zu Beginn des Projektes, hatte ich mir da schon ganz grob mal etwas skizziert…

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Nun ist die Welt – auch die der Sägen – aber bunt und ich stellte fest, dass ein Fuchsschwanz mit seinem Griff viel weniger Platz zum Boden hin benötigt, als z.B. eine Zinkensäge. Um nicht unnötig Platz zu verschenken, habe ich mich deshalb für ein Stufenmodell entschieden. Zuvor wurde aber noch der Zwischenboden für die Schublade vorbereitet.

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Mein erster Versuch war, die Halterungen für die Sägen aus Nussbaum zu bauen. Nach der ersten Anprobe stellte ich aber die Arbeit ein und suchte mir ein passendes Stück Ahorn. Das passte viel besser zum Gesamtbild des Schrankes.

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Was ist denn das? Kunst?

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Nun war die Halterung für die Griffe der Sägen fertig. Damit die Sägen aber später im Schrank aufrecht stehen können braucht man noch eine Stütze für die Sägeblätter. Im Prinzip bin ich bei der Herstellung ähnlich vorgegangen. Die erste Form war mir noch zu kantig. Sie hat nicht mit der Griffhalterung harmoniert. Die Nacharbeit ergab dann eine weichere Form, die gut zur ersten Halterung passt.

Nun wurde die Stützen montiert. Das erste Probestellen sieht doch schon ganz gut aus.

Dann gibt es halt auch ein paar Sägen ohne Pistolengriff. Die benötigen natürlich auch eine Halterung. So einfach wie möglich und wenig für die Zukunft verbauen, war mein Ziel. Zwei Schnitte in einer Leiste reichen um Halteklötzchen herzustellen. Etwas aufwändiger war der kleine Köcher für die kleine Stichsäge.

Und so langsam geht es auf den Abschluss zu.
Es fehlt noch die Schublade und eine angemessene Aufgabe für das exklusive Feuerholz. Die Schublade war schnell gebaut. Zunächst mit 4mm Domino-Dübel verleimt und zusätzlich noch mit ein paar Holzdübeln aus Nussbaum versehen.

Ja und nun braucht die Schublade halt auch noch ein schönes Deckbrett. Das habe ich passend zu dem Sägebauer Feuerholz ausgesucht. Das erste Brett war schon nicht schlecht (hätte mir sogar saugut gefallen) nur… ich konnte den Griff nicht in die Schubladenmitte bekommen. Also musste ein neues Brett her. Ich wurde fündig und hab es passend gemacht.

Dann bekam die Schranktüre noch einen winzigen Nussbaumgriff zum Öffnen und auf der Rückseite wurden Aufhänger montiert.

Nun bin ich fertig mit dem Projekt. Es hat riesigen Spaß gemacht von der ersten bis zur letzten Minute und ich habe einen sehr schönen Werkzeugschrank.

Von Neugierigen, die mir ab und zu einen Besuch im Keller abgestattet hatten, wurde ich öfters gefragt, warum ich so etwas für meine Holzwerkstatt baue?
Martin Walser hat einmal gesagt:
„Wer andauernd begreift, was er tut, bleibt unter seinem Niveau.“

Damit ist für heute alles gesagt!

Hier noch ein paar Bilder vom fertigen Schrank

 

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10 Antworten zu Eine 2. Chance für Sägebauabfall und sonstigen Mist

  1. uwe.adler schreibt:

    Lieber Volker,

    der Schrank vermittelt die Intension die Du diesem Möbel mitgegeben hast. Es hat den richtigen Platz in der Werkstatt, denn dort verbringst Du einen Teil Deiner Zeit und das sehr gerne. Er zeigt sehr schön, was alles möglich ist, wenn Holz nicht nur ebenmäßig sein soll. Betrachtet man den Ausgangsstoff gehören die „besonderen Stellen“ gerade mit dazu und die hast Du gekonnt in Szene gesetzt. Ganz besonders gefällt mir, dass Du über die „normale“ Bearbeitung hinweg gehst und Deine individuelle Form gefunden hast.

    Der Schrank wird Dich begleiten, da er mehr als nur Handarbeit ist. Viel Freude damit und mit dem Inhalt.

    Liebe Grüße

    Uwe

  2. Coisas EM'adeira schreibt:

    Wow! Great cabinet!! 🙂

  3. mpint schreibt:

    Der Neid könnt einen fressen…. 🙂 Wunderschön. Und vor allem mit viel Liebe und guten Idee und vielen Bildern gemacht…
    Lg Alexander

  4. Timo schreibt:

    Hallo Volker,

    wow! das ist ein Kunstwerk geworden und so viele Ideen miteinander verknüpft. Tolle Bilder und eine tolle Werkstatt. Vielen Dank für den schönen Bericht.

    Viele Grüße
    Timo

  5. Andreas schreibt:

    Hallo Volker,
    ein sehr schöner Sägeschrank, ich finde v.a. die runden Formen der Sägehalterungen sehr gelungen. Auch die überstehenden Zinken sind ein Hingucker – ein tolles Stück. Danke fürs Teilen!
    Beste Grüße,
    Andreas

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