Wandschrank aus Birne im Krenov Stil #3 „Die Zwischenbretter“

Ja es ist ein Abenteuer, auf das ich mich da eingelassen habe. Nachdem die Rückwand  jetzt fertig war, konnte ich die zwei Zwischenböden für das Schubladenfach einpassen. Neu für mich war das Verfahren, wie die Zwischenbretter mit den Seitenwänden verbunden werden. Mit einer „fremden Feder“, hatte ich das bisher noch nie versucht. Die größte Herausforderung dabei ist… den inneren Schweinehund zu überwinden und in die beiden Seitenwände eine Nut zu fräsen.
Geht man dabei nicht absolut präzise vor, kann man den Schrank wieder neu beginnen. Dieses Gefühl „wenn Du es jetzt versaust, dann gehe wieder zurück auf Start“ tritt immer häufiger und heftiger in Erscheinung, je länger du an so einem Projekt arbeitest, bei dem alle Bretter aus einer Bohle geschnitten und aufeinander abgestimmt sind. Da kann man nicht lange aus den Vollen schöpfen und ein Teil beliebig austauschen – man hat nämlich passendes Holz nur sehr begrenzt zur Verfügung. Zwei neue Seitenteile wären auf jeden Fall der Show-Stopper. Ich habe bisher noch bei keinem Projekt so häufig erst an einem Probestück getestet, bevor ich mich an das Original gewagt habe. Das Gute daran – die Materialknappheit diszipliniert.

Aber zunächst benötigt man mal die Zwischenböden. Das Holz dafür stammt aus einem übrigen Boden und Deckel. Ich berichtete bereits. Als Boden und Deckel nicht groß genug – als Zwischenboden ideal.
Die Wölbung meiner Schranktüre ist schon deutlich. Deshalb habe ich mich entschlossen, dass ich die Zwischenböden im Abstand zur Schranktüre auch mit der gleichen „Wölbung“ versehen werden. Das bedeutet, sie stehen nach vorne über die Seitenwände hinaus. Optisch für mich ein Leckerbissen, der jedoch die Konsequenz nach sich zieht, dass ich später die Schubladenfront auch mit dieser Rundung versehen muss. Na das Leben ist kein Ponyhof und das mit dem Abenteuer, hatte ich einleitend schon erwähnt!

Die Form der Türe habe ich auf ein Blatt übertragen, dieses mit Sprühkleber auf eine Plexiglasscheibe geklebt und danach ausgeschnitten. Wenn man die Schutzfolie auf dem Plexiglas nicht entfernt, kann man das Papier samt der Schutzfolie nach dem Ausschneiden ganz leicht abziehen. Mit der freien Sicht durch die Schablone, lässt sich der finale Schnitt auf dem Originalbrett bestens platzieren.

Nach dem Aussägen und dem Glätten der Kanten, muss in die Stirnseiten der Zwischenbretter eine 6 mm breite Nut, die nicht durchgehend sein darf, gefräst werden. Gleichmäßigkeit bei der Nutlänge erzielt man durch das Anbringen von Stoppklötzchen an der Tischfräse.

Die „fremde Feder“ ist aus Ahorn 6 mm und die Streifen wurden quer zur Faser (höhere Bruchsicherheit) geschnitten. Die Feder wird dann in die Nut der Zwischenbretter eingeleimt. In die Seitenwände (genau gegenüberliegend!!!) wird ebenfalls die 6 mm Nut gefräst. Auch diese Nut geht nicht über die komplette Breite der Seitenwand. Die Zwischenbretter werden später von hinten in den Schrank eingeschoben.

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6 Antworten zu Wandschrank aus Birne im Krenov Stil #3 „Die Zwischenbretter“

  1. Stefan schreibt:

    Hi,
    sehr schönes Projekt und es geht doch gut voran.
    Die Gefühle die so aufkommen kenne ich nur zu gut. Baue gerade an einer ähnlich Herausforderung und habe a) keinen Raum für Fehler, da kein Holz als Ersatz zur Verfügung steht und b) die Form immer neue Herausforderungen stellt.
    Viel Erfolg weiterhin. Bis jetzt sieht es richtig gut aus.
    Stefan

  2. Andreas Kalt schreibt:

    Hallo Volker,
    ich hätte eine Frage: Warum ist die fremde Feder »fremd«, d.h: aus einem anderen Holz?

    Danke für die tollen Einblicke (wie immer).
    Herzliche Grüße,
    Andreas

    • Volker schreibt:

      Hallo Andreas,
      danke für deine Kommentare!
      Das „fremd“ bei fremder Feder steht nicht dafür, dass die Feder aus einem anderen Holz sein muss bzw. soll.
      Wenn die Feder beim späteren Möbel sichtbar ist, nimmt man (oder ich) gerne ein anderes kontrastreiches Holz.
      Wie zum Beispiel hier https://slowwood.files.wordpress.com/2014/10/dscn2850.jpg?w=1000&h=

      Wenn die Feder nicht sichtbar ist, kann man natürlich das gleiche Holz nehmen, wenn es für eine Feder (in diesem Falle auch eine sehr dünne Feder) stabil genug ist.
      Ich meine mal gelesen zu haben (ich denke es war sogar Fritz Spannagel) dass man Birne nicht für Dübel bzw. Zapfen verwenden soll, die hoher Belastung ausgesetzt werden, weil es nicht so bruchsicher ist.
      Meine Zwischenböden, die nur eine kleine Schublade tragen werden und ggf. eine Weinflasche, hätte sie bestimmt ausgehalten.
      Der Grund warum ich hier Ahorn verwendet habe ist ganz unspektakulär: Ich hatte zufällig ein Brett aus Ahorn, dass bereits auf 6 mm gehobelt war.

      Herzliche Grüße
      Volker

      • Andreas schreibt:

        Danke für die Klärung. Warum heißt die Feder denn dann fremd?

      • Volker schreibt:

        Ich denke weil sie eingesetzt ist und nicht natürlich (wie bei einem Nut und Federbrett) mit dem Brett verbunden (verwachsen) ist.
        Da die fremde Feder immer quer zum Faserverlauf geschnitten wird, ist sie viel stabiler. Auch dann, wenn sie aus dem gleichen Holz ist.
        Ob der Name aus dem Grund oder aus dem Designmerkmal (wenn sie sichtbar aus einem kontrastreichen Holz ist) entstanden ist, kann ich dir nicht sagen.
        Gruß
        Volker

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