Habe ein holzreiches Wochenende hinter mir. Das merke ich nicht nur dann, wenn ich mir die Bilder ansehe, sondern alleine schon deshalb, weil selbst das Tippen dieses Textes schmerzt. Nach manchen Arbeiten lässt sich jeder Knochen sehr leicht lokalisieren. Sie melden sich quasi auf Zuruf.
Nun am Samstag war ich ein wenig mit Verpacken beschäftigt. Mit Palettenfolie habe ich die Schnittkanten von meinem Drechselholz eingewickelt. So will ich verhindern, dass die Kanten zu schnell austrocknen und deshalb das Holz stark reißt. Ich habe auch schon gelesen, dass manche die Schnittkanten mit Leim oder Wachs versiegeln, aber diese Kleckserei wollte ich erst mal vermeiden. Mal schauen, ob es mit der Folie auch geht. Ich werde wöchentlich einen Blick darauf werfen, falls das Holz faulig werden sollte, oder Pilzbefall droht, kommt sie runter. Dann kann ich immer noch den Leimeimer zücken.
Der Montag begann für mich eigentlich mit einem spannenden Museumsbesuch. Um 8:45 war ich wie vereinbart beim Josef auf dem Hof. Die beiden Kirschenstämme lagen schon auf dem Hänger und es ging los in das ca. 3 km entfernte Sägewerk. Ich muss zugeben ich hätte viel erwartet, aber mit so einer Zeitreise in die Vergangenheit habe ich nicht gerechnet. Der Besitzer des Sägewerks, der kurz vor dem Rentenalter steht, konnte mir die Frage, wie alt die Maschine ist, nicht beantworten. Sie sei noch von seinem Vater.
Aber schaut euch einfach die Bilder an.
Ich war fasziniert, von der alten Technik und hätte stundenlang zusehen können. Doch einmal bin ich auch sehr erschrocken. Ihr kennt doch sicherlich den blöden Witz, wie ein Arbeiter vom Sägewerk 5 Bier bestellt – er streck die Hand in die Höhe, an der nur noch 3 Finger sind.
In Zukunft, wenn am Stammtisch einer diesen „Brüller“ bringt, wird mir garantiert der heutige Tag einfallen. Der Sägewerksbesitzer hat einmal kurz seinen rechten Lederhandschuh ausgezogen. Er hatte keinen einzigen Finger mehr! (Das ist jetzt kein Witz)
Ja so gegen 11 Uhr lag dann der Baum in 30mm „feinen Streifen“ geschnitten vor meiner Garage. Von Obstgehölz muss die Rinde runter, sonst kommen die Schädlinge zum Buffet. Ich verbrachte den ganzen Nachmittag damit. Die schweißtreibende Arbeit hat sich aber gelohnt. Die Bretter haben eine gigantische Zeichnung. Es ist zwar noch eine Zeit hin, bis ich das Holz verwenden kann, aber ich freue mich jetzt schon auf das erste Möbelstück daraus.
PS: Ich merk es jetzt erst – das war Beitrag Nr. 100! Passt ja mit dem Thema 😉
Hallo Volker,
erst einmal Glückwunsch zum 100sten.
Dann vielen Dank für den Stimmungsbericht aus der Sägerei. Deine Begeisterung ist nachvollziehbar, denn einmal den Blick in ein altes Sägewerk zu werfen ist mehr als nur aufschlußreich. Dann auch noch die Baumkante per Hand zu bearbeiten – HUT AB. Da darf der Körpe auch mal seinen Unmut bekunden. Tolle und ausdrucksstarke Projekte aus der Vogelkirsche. Ich bin erwartungsvoll gespannt, auch wenn es nun noch lange zur Verarbeitung dauert.
Herzliche
Uwe
Also der Witz geht ja noch weiter: (man muss sich den aber darstellen) Die Typen vom Sägewerk kommen nach der Mittagspause wieder an ihre Säge und es dauert nicht lange bis einer mörderisch aufschreit und die Hand nach oben streckt. Blut spritz bis an die Decke. Ein anderer ruft “ Oh, ich kann kein Blut sehen!“ und hält sich die Hände vors Gesicht. Natürlich sind da, wo die Augen zugehalten werden sollen, keine Finger mehr dran. Du musst Mittel- und Ringfinger einknicken, wenn Du Dir beim Erzählen die Hände vors Gesicht schlägst.
Ich habe am WE auch Holz geschnitten. So um die 15 qm Kiefer. Schön aufgestapelt kann das jetzt ein paar Jahre im Wind liegen. Ich stell mal ein paar Bilder ein.
Ich nehme Latexfarbe um die Stirseiten bei wertvollem Holz zu versiegeln.
Hallo Rainer
Danke für den Tipp. Werde darauf zurückkommen wenn das mit der Folie nichts taugt.
Ich denke dass sich darunter ggf Schwitzwasser bildet und das ist auch nicht gut wenn das Holz länger darin liegt.
Wenn man das Holz aber nur kurz vor dem Austrocknen schützen muss ist die Folie aber wirklich eine Alternative.
Gruß
Volker
Hallo Volker,
ich bin seit längerem stiller aber begeisterter Leser Deines Blogs und irgenwie hat mich der Beitrag auch inspiriert das Holz für meine Projekte selber herzurichten. Ein Freund und Kollege hat einen Obsthof im Hinterland vom Bodensee und da fielen Kirschbaumstämme und ein Nussbaum ab.
Ein mobiler Sägewerker war nach lägerem auch gefunden und die Stämme wurden in Scheiben zerlegt und kurz drauf bei mir in der – gut durchlüfteten – Werkstatt-Garage fein aufgestapelt. Die Stirnflächen hab ich dann noch mit so ner Wachsemulsion angepinselt.
Die ersten vier Wochen ging alles gut, doch dann – oh jeh- haben die äusseren Beretter granatenmässig angefangen zu schüsseln. Die 3cm dicken Bretter haben eine ebenso grosse Biegung abbekommen. War das bei deinen Kirschen auch so, bzw hast Du eine Idee ob man das irgenwie wieder halbwegs flach bekommt oder besser noch verhindern kann? Wenn ich die Bretter abrichte bleibt ja nix mehr übrig. Ansonsten muss ich mir überlegen wofür man gerundete Bretter braucht, z.B. Stuhl- oder Banklehnen.
Der Nussbaum ist gerade geblieben, dafür aber an einigen Stellen ziemlich gesprungen.
So lerne ich eben und bin gespannt, was aus den Kirschen irgendwann mal wird.
Beschde Grüsse aus dem Weschdallgäu!
Christoph
Hallo Christoph,
die äußeren Bretter fangen sehr leicht das Schüsseln an. Die Jahresringe geben ihnen ja diese Richtung vor.
Reduzieren kannst du diesen Effekt eigentlich nur dadurch, dass du viel Gewicht auf die Bretter gibst. Ich hab es zum Beispiel schon so gemacht, dass ich frisch geschnittenes Holz unten in den Stapel gebe und bereits trockenes Holz noch oben auf den Stapel schlichte.
Aus gerundeten Brettern lassen sich noch schöne Sachen machen. Ich schneide diese immer erst in schmale Streifen (5 bis 7 cm), richte sie ab und verleime sie dann wieder. Ein natürlich gewölbtes Brett würde ich nie verarbeiten und daraus zum Beispiel eine runde Türe machen. Das wäre mir zu unberechenbar wie es weiterarbeitet. Runde Projekte macht man aus abgerichteten Brettern. Siehe https://aufdemholzweg.net/2015/08/09/wandschrank-aus-birne-im-krenov-stil-1-die-tuere/
Wegen dem Reißen: Das tun meist die Kernbohlen. Verhindern kannst du das, wenn du die Kernbohle in der Mitte auseinander sägst. Dann ist die Spannung raus.
Das hängt auch alles ein wenig damit zusammen, wann der Baum gefällt worden ist und wie schnell er anfänglich trocknet. Eine gute Durchlüftung kann auch dazu führen, dass das Holz zu schnell anfänglich trocknet und es deswegen reißt.
Ich hoffe aber, dass Dir von der Aktion noch genügend gutes Holz in ein paar Jahren übrig bleibt und einer Verarbeitung zu einem Möbelstück nichts im Wege steht.
Viele Grüße
Volker
Ich stimme Volker zu. Schüsseln ist eigentlich kaum zu verhindern. Man kann den Stapel Bretter mit einem Zurrgurt zusammen halten. Aber die Natur bringt da Druck drauf. Und selbst wenn man es halbwegs in Position hält wird das nach der „Entspannung“ weiter gehen. Um zu viel Hobelverlust zu vermeiden trenne ich das auch in der Mitte auf. Dann ist meistens schon viel gewonnen. Die Seitenbretter taugen aber eh nicht viel im Möbelbau. Auch wenn es weh tut! Das Zauberwort heisst stehende Jahresringe. Dafür gibt es auch optimierte Schnittbilder. Mit einer Gattersäge bekommt man das aber nur schlecht hin. Der Stamm muss dann mehrfach durch. Ein Maserbild eines gesamten Brettes über die Stammbreite bekommt man damit nicht hin. Aber deutlich weniger wildes Holz im verbauten Möbel.
Volker: wann gehts Du an Deine Kirsche ran? Und ich hoffe, die Folie ist ab. Sonst wird es ja nie trocken…
Die Folie ist schon lange weg und die Teile sind auch schon aufgesägt in Riegel. Die Enden mit Anchorseal versiegelt. Das ist Drechselvorrat. Den Kirschbrettern (30mm) gebe ich noch ein bis 2 Jahre.
Hallo Volker, hallo Rainer,
vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe schonmal mit dem ersten Stamm angefangen, die Bretter in der Mitte zu halbieren. Klar, die Bretter Richtung Kern schüsseln wenig bis garnicht. Die hatte ich auch dicker machen lassen, mit dem Hintergedanken, diese als Tischplatten oder ähnlichem zu verarbeiten.
Das mit den Spanngurten werde ich ausprobieren, wobei das meiste ist wahrscheinlich schon so krumm, dass ich da wenig zurückdrehen kann, aber ein Versuch ists wert.
Mit den stehenden Jahresringen ist natürlich nicht trivial. Da braucht der Säger Geduld und muss den Stamm drehen und wenden. Das hat der Kollege mit seiner Blockbandsäge nicht vorgeschlagen.
Anders bei einer Rolle vom Apfelbaum die ich bei einem Tonholzsäger in der Nähe aufsägen habe lassen. War aber auch nur 1m lang und ca 45cm Durchmesser, so dass ich die Rolle selber hinkarren konnte. Mit seiner Monsterbandsäge mit Schiebetisch hat der dann „Kuchenstücke“ gemacht, die er optimal an den Jahresringen augerichtet hat, und dann in 5mm Scheiben geschnitten. Sollen mal Korpusteile für Gitarren werden. Schüsseln tut da bisher nix, nur ein wenig Wellen geworfen haben die Teile, aber das bekomme ich hin.
Was die Risse angeht, sind es weniger die Kernbohlen die springen, als die Bereiche, wo dicke Äste vom Stamm abgegangen sind. Oder speziell der Zwiesel vom Nussbaum, der schafft ganz schön, da auch kein Seal-Zeugs geholfen, bleibt aber dafür eben.
So lernt man eben 🙂
Viele Holzige Grüsse
Christoph
Hallo Christoph,
ja man lernt und auch wenn man viel Erfahrung hat, wird man trotzdem immer wieder Lehrgeld zahlen müssen.
Das ist aber eventuell auch das Spannende an dieser Leidenschaft.
Viele Grüße
Volker