Bereits im Herbst 2014 hatte ich begonnen, die Schreinerwoche bei Charles zu organisieren. Thema meiner Vorbereitung war: was will ich bauen, wie groß soll es sein und aus welchem Holz. Die Frage nach dem Was, war relativ schnell beantwortet… Ein kleiner Wandschrank im Stil von James Krenov mit gewölbter Türe. Wie man gewölbte Türen baut, hatte ich bereits im Kurs 2014 gelernt. Das hat Lust auf Mehr gemacht. Als grobes Maß wurde eine Höhe von 70 cm, eine Breite von maximal 35 cm und eine Tiefe von 20 cm definiert. Die Frage nach dem Holz habe ich bis zum Kursbegin im Mai 2015 offen gelassen. Wichtig war mir nur, den ganzen Schrank aus einer einzigen Bohle zu fertigen. Holz, wie es gewachsen war, wieder in einem Möbelstück zu vereinigen – eine faszinierende Idee.
Mich auf Birne festzulegen, war bei der Holzauswahl in der Werkstatt von Charles nicht einfach (Qual der Wahl). Damit, dem Aufteilen der Bohle und dem groben Zuschnitt beschäftigte ich mich am ersten Tag. Danach ging der eigentliche Bau erst los.
Herstellung der gewölbten Türe
In der Woche bei Charles, habe ich nur die Türe komplett verleimen können.
Einen Schrank nach Krenov mit gewölbter Türe zu bauen, bedeutet sich bereits zu Beginn mit dem restlichen Möbelstück auseinander setzen zu müssen. Welchen Teil der Bohle nehme ich für die Türe, welchen für die Seitenteile und welchen für Boden, Deckel und Füllung der Rückwand. Die Maserung und die wunderbaren Fehler im Holz, beeinflussen deutlich die Maße der einzelnen Teile. Krenov schreibt selbst über diesen Prozess…
„Es beginnt eine Art Komposition zusammen mit dem Holz“.
Lässt man sich auf dieses Abenteuer ein, ist ein genauer Bauplan überflüssig. Ein andauernder Richtungswechsel, während der gesamten Bauphase, ist vorprogrammiert.
Auf dem Bild zu sehen, mein Ausgangsmaterial für die Schranktüre. Die Bretter, wie ich sie aus der Bohle geschnitten hatte. Sie sollen auch wieder genau so vereint werden. Nur so erreicht man ein passendes Maserbild. Die notwendigen Entscheidungen an dieser Stelle: Was ist die Vorder- und Rückseite meiner Türe und wo trennt man die Bretter auf, um sie später im notwendigen Winkel zu verleimen. Ich habe mich an dieser Stelle sogar dazu entschieden, zwei Bretter wieder „gerade“ zu verleimen damit man sie später günstiger, an anderer Stelle, wieder auftrennen kann. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ein schöner Holzfehler direkt auf eine Kante gefallen und dieses Detail wäre verloren gegangen.
Jede einzelne Kante wurde mit dem notwendigen Winkel versehen. Danach wurden die Bretter paarweise verleimt. Bevor man das verleimte Bretterpaar mit dem nächsten Bretterpaar verleimt, wird es bereits innen ausgehobelt. Das geht viel leichter, als wenn man am Schluss die ganze Türe komplett aushobeln muss. Auf diese Weise baut man sukzessive die ganze Türe auf.
Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem die Türe eine gewisse Breite erreicht hat. Es wird schwierig, die Türe zum Fügen in die Vorderzange zu spannen. Charles ist mit seiner Werkstatt zur Untermiete in einer Zimmerei. Dämmstoffe sind da genügend vorhanden und aus einem Abfallstück auch schnell eine runde Einspannhilfe geschnitten.
Sehr spannend ist dann der Moment, wenn du die beiden Türhälften miteinander verleimen musst. Es ist wirklich ratsam das vorher mit allen benötigten Schraubzwingen „trocken“ zu üben. Ich verspreche es euch, wenn dann die Kanten mit Leim eingestrichen sind und der Punkt „of no return“ gekommen ist, wird es euch trotz vorherigem Probelauf noch die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Bei dieser Arbeit ist man auch auf Hilfe angewiesen. Zwei Hände müssen die Türhälften in Position halten, während die anderen zwei Hände damit beschäftigt sind, die Schraubzwingen und Türspanner gefühlvoll anzuziehen. Bei dieser Aktion habe ich dann kein Bild gemacht – irgendwie ging das in der ganzen Hektik unter.
Die nachfolgenden 4 Bilder stammen von meinem Kurs, den ich 2014 gemacht habe und sollen das Verleimen (und die notwendigen Hilfskonstruktionen) von gewölbten Möbelbauteilen zeigen:
Nach einer Woche Charles bin ich dann mit einer fertig verleimten Türe und vielen Einzelteilen für den restlichen Schrank wieder in meine Werkstatt umgezogen.
Nun erfolgte das finale Hobeln der Türe. Mit einer Unterfütterung der hohl-liegenden Teile, funktioniert das ganz gut.
Die Türkanten
Sind die Flächen gemacht, folgen die Kanten der Türe. Es ist sehr hilfreich, wenn man sich mit einem original Reststück der Türe zunächst ein kleines Modell anfertigt. An dem Stück kann man testen, wie die Türe in die Seitenteile greifen soll. Ich habe mich dafür entschieden, an den Seitenteilen eine Hohlkehle auszunehmen und die Türkanten so zu runden, dass sie in die Hohlkehle greifen. Hier am Modell gut zu sehen.
Die Rundungen habe ich komplett mit der Hand ausgearbeitet. An der Türkante geht das sehr gut mit dem Einhandhobel. Die Hohlkehlen in den Seitenteilen sind vorsichtig mit einem kleinen Bildhauer-Eisen eingearbeitet. Die Kanten wurden dann auch mit dem Hobel gerundet. Wenn man sich Referenz- bzw. Hilfslinien mit dem Bleistift anbringt, geht das Ausformen dieser Rundungen frei Hand sehr gut. Warum nicht fräsen?, wird sich mancher fragen. Seht euch einfach das Ergebnis an. Die handgearbeitete Kante lebt und besticht durch ihren Charme.
Die Türe greift perfekt in die Seitenteile, wie man auf den nachfolgenden beiden Bildern gut sehen kann.
Guten Morgen Völker,
ich finde dein Möbelstück schon jetzt sehr beeindruckend! Die Holzmaserung ist wunderschön. Wie du die Rundungen und Hohlkehlen hergestellt hast zeigt wie ich finde, einiges deiner Fähigkeiten…
Viel Spaß beim Weiterbau und ich bin schon sehr auf dein fertiges Stück gespannt.
Herzliche Grüße,
Dominik
Hallo Dominik,
vielen Dank für das Lob.
Ja es steckt wirklich sehr, sehr viel Arbeit (schöne Arbeit!) bisher in dem Schrank.
Problem dabei ist, je weiter man kommt, desto mehr würde man sich ärgern, wenn man jetzt noch einen Patzer macht.
Aber dieses Gefühl nimmt einem wohl keiner ab.
Herzliche Grüße
Volker
Hallo Volker,
das Gefühl mit den Patzern kenne ich auch und wohl nicht nur wir beide. Aber ich glaube kaum, dass du noch irgendwelche „Patzer“ machen wirst ;-).
Herzliche Grüße,
Dominik
PS: Bin des WE bei Charles.
Na, dann weiß ich schon, was du das WE darauf machen wirst.
Dir deinen 2. Hobel bauen!
😉
Volker