Nein … ich habe nicht vergessen die Bohlen für die Tischplatte zu besäumen!
Nein… ich habe nicht übersehen die Tischbeine gerade abzuschneiden!
Und … Nein… die Schubladenfronten sind mir auch nicht unfertig durchgerutscht.
Das wunderbare Erlenholz wollte das so und ich gutmütiger Trottel habe mich von ihm breitschlagen lassen. Nun ist der Schreibtisch kein „kantiger Kerl“ geworden, sondern ein „weicher Schmeichler … ein Handschmeichler“, dem es gelingt mit seinem Charme den Betrachter um den Finger zu wickeln. Er zieht Blicke auf sich und verführt zum Körperkontakt. Ein kleiner Sonnyboy eben.
Mitte dieser Woche, habe ich ihn zur Adoption freigegeben und die neuen „Schreibtischeltern“ haben ihn mit einem erstaunten aber durchaus mit entzücktem Lächeln in Empfang genommen. Ich bin mir sicher, er wird es gut haben bei ihnen.
Und nun noch zusammengefasst ein paar Worte und Bilder über den „Zeugungsprozess“:
Verwendetes Material ist
- Erle 52mm – für die Platte, die Tischbeine, Schubladencontainer und Schubladenfronten
- Ahorn 32mm – für die Schubladenkästen
- Hainbuche 60 mm – als Hartholzriegel in denen ich die Tischbeine fixieren kann
Die Idee zur Formgebung ist mir durch den geschwungenen Maserverlauf der zusammengehörenden Bohlen gekommen. 3 Bohlen aus dem gleichen Stamm. Ich wollte daraus was machen, das Natürliche lassen und nicht durch einen harten Cut den Maserverlauf zerstören. Ich habe probiert, die Tischbeine vorsichtig ausgesägt und mich an die Form herangetastet. Begradigen und die Naturkante abschneiden, hätte man zu einem späteren Zeitpunkt immer noch machen können.
Die Schubladenfront wollte ich passend zur Platte und den Füßen gestalten. Deshalb habe ich den stehenden Maserverlauf gewählt, da ich somit die Möglichkeit hatte, auch bei den Schubladen links und rechts eine Naturkannte stehen zu lassen. Wie kommt man auf die passende Breite? Man nimmt eine 52mm Bohle mit ca. halber Schubladenbreite. Den Säumschnitt macht man großzügig, dass man später die Naturkannte wieder verwenden kann. Danach trennt man die 52mm mittig auf und hat somit einen gespiegelten Maserverlauf. Eine schöne Naturkannte trennt man auch mittig auf. Diese 4 Teile fügt man wieder zu einem Brett zusammen.
Ich hatte mir lange überlegt, wie ich die Schubladenverbindung mache. Gezinkt (sichtbar) oder einfach funktionell mit aufgeschraubten Blenden. Für die Variante 2 habe ich mich deshalb entschieden, weil das Hauptmerkmal diese Tisches, die Naturkante im Plattenbereich, Fuß und Schubladenbereich ist. Das ist das durchgängige Designmerkmal, welches wirken soll. Zusätzlich eine sichtbare Zinkenverbindung würde vom Wesentlichen ablenken.
Über die Herstellung der Platte habe ich hier schon berichtet.
Die hinteren Tischbeine habe ich über Eck in einem 90° Winkel gebaut. Dadurch besteht nicht die Gefahr, dass die Beine das Wackeln anfangen, wenn ich sie lediglich mit Holzdübel einzapfe. Die vorderen Beine sind mit je 3 Holzdübeln 12mm in die Hainbuche eingezapft. Das linke, freistehende Bein hat noch einen zusätzlichen Unterstützungskeil bekommen. Die rechte Seite erhält ihre Stabilität durch den angehängten Schubladenkasten. Dieser ist mit Holzdübel durch die Seitenwand mit den Tischbeinen verbunden und mit Holzdübel und zusätzlichen 4 Schrauben in der Tischplatte verankert.
Den Bericht über den Bau der Containerrückwand findet ihr hier beschrieben und den Schubladenbau in diesem Blogbeitrag. Auch der Herstellung der Schubladengriffe habe ich einen eigenen Beitrag gewidmet.
Neu war für mich bei diesem Projekt das Finish. Ich habe zum 1. Mal mit einer Schellack Grundierung gearbeitet. Der gelöste Schellack wurde ich in einer dünnen Lösung mit dem Pinsel aufgetragen. Nach dem Trocknen (über Nacht) wurde per Hand mit einer 400er Körnung geschliffen. Nach dem Schleifen habe ich eine 50:50 Mischung Tungöl / Leinöl aufgetragen und mit dem Ballen einmassiert.
Alles in allem, war es für mich ein sehr schönes Projekt, in dem ich viele Dinge zum 1. Mal getestet habe und mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin. Ein Projekt, welches vom Anfang bis zum Schluss sehr viel Spaß gemacht hat.
Gefällt mir wirklich sehr gut. Ist mal was anderes.
Gruß Achim
Hallo Achim,
das hab ich mir auch gedacht, als er fertig war.
Beste Grüße
Volker
Hi Volker,
der Schreibtisch gefällt mir ausgesprochen gut!! Da wird sich jemand gewaltig gefreut haben.
Gruß und danke für die farbigen Bilder 😉
Tobi
Farbe nur wegen Dir!!!
Gruß
Volker
PS: Sie haben sich richtig gefreut.
Hallo Volker,
sehr schöner Schreibtisch! Den würd ich mir auch bei mir rein stellen.
Schwarz-weiß hätte ich auch zwischendurch schön gefunden ;-). Aber allen kannst du´s auch nicht recht machen. War wohl mit viel Arbeit verbunden die Bilder alle anzumalen ;-)?!
Gruß, Dominik
Hallo Dominik,
ja so ist es halt – jedem kann man es wirklich nicht recht machen!
Gruß
Volker
Hello, nice work, great looking desk! 🙂
Michael
recent post: Step Stool
http://michaelswoodcraft.wordpress.com/2014/03/21/walnut-step-stool-part-iii/
Thank you Michael.
52 mm – Hast Du den Tisch dann mit dem Gabelstabler bewegt? 😉
Schubladen raus und 2 Leute können ihn dann schon noch tragen. Außerdem die 52mm Erle ist die Brutto-Stärke. Nach dem Hobeln hast du dann noch ca 45 mm.