Säge – die Erste

„Was hat mich geritten?“ Die Frage habe ich mir öfters während diesem Projekt gestellt. Und zwar immer dann, wenn Metall zu bearbeiten war. Vor jedem dieser Bearbeitungsschritte hatte ich mächtig Respekt. Ich bin jedoch davon überzeugt, eine ordentliche Portion Respekt ist nichts Schlechtes, wenn man handwerklich unterwegs ist. Besser jedenfalls, als dass man Arbeitsschritte, Material oder Konstruktion völlig auf die leichte Schulter nimmt – nach dem Motto …. „das wird schon“. Von alleine wird gar nichts! Meine Werkstatt hat mir das in den vergangenen 15 Jahren oft genug bewiesen.

Sich vorher Gedanken machen, Recherchieren, Spezialisten fragen und vor allem sich Zeit nehmen – auch erst mal etwas auszuprobieren…. dies alles sind Faktoren, die das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. 20190501_4159262E
Ich wollte trotzdem nie Metall bearbeiten. Das hab ich bei jeder Gelegenheit kund getan. Ob das mein Gesprächspartner hören wollte oder nicht war mit vollkommen egal. Folglich hatte ich deshalb auch nie vor, eine Säge selbst zu bauen. Schließlich gibt es weltweit eine Handvoll Spezialisten, die Sägen in einer einzigartigen Schönheit und Güte bauen. Es wäre töricht, sich mit ihnen messen zu wollen. Ein paar solcher wunderbaren Werkzeuge befinden sich in meiner Werkstatt. Warum sollte ich ein hässliches Entlein produzieren und neben einen schönen und stolzen Schwan stellen?
Also wieder die Frage….. „Was hat mich geritten?“
Ich glaube Auslöser für dass dann doch, waren 3 Dinge…

  1. War ich gerade mit einem Küchenbau beschäftigt. Da werden nicht unwesentliche Mengen von diversen Plattenstoffen verarbeitet. Diese Tätigkeit schürt bei mir immer den Frust. Auch die Herausforderung Topfscharniere oder Systembeschläge montieren zu dürfen, bringt meine Leidenschaft nicht gerade an die Grenze, an der ich sie gerne sehen würde.

  2. Hat mir Uwe vor ein paar Jahren salomonisch einzutrichtern versucht, dass Holzbearbeitung und Metallbearbeitung zusammengehören. Meinen Widerspruch hat er nie akzeptiert. Es gipfelte sogar darin, dass er felsenfest behauptete… „Du wirst dir auch noch eine Handsäge selbst bauen!“
    Wenige Tage nach dem Austausch unserer unterschiedlicher Meinungen, bekam ich ein Päckchen von Uwe. Darin lag ein geschlitzter Messingrücken, 2 Messingschrauben und ein Stück Bandstahl – dies alles versehen mit dem Hinweis „Viel Spaß beim Bau deiner Säge!“ Über die Geste von Uwe habe ich mich riesig gefreut. Messingrücken, Schrauben und den Federstahl hab ich aber trotzdem als nette Erinnerung in eine meiner Werkstattschubladen geräumt.

  3. War ich ca. ein halbes Jahr später bei Gerd Fritsche zu Besuch und hab Ihm nebenbei von Uwe’s Aktion berichtet. Gerd lächelte und zeigte mir eine Säge, die er gerade selbst gebaut hatte. Dann hielt er mir 2 vorgestanzte Sägeblätter hin und gab mir den Rat, für den Bau der ersten Säge ein vorgestanztes Blatt zu verwenden. Das Schränken und das Schärfen, wären zu Beginn Herausforderung genug. Ich nahm die beiden Sägeblätter mit und verstaute sie zuhause gut bei Uwe’s „Merkhilfe“.

Drei bis vier Jahre sind seit dem Besuch bei Gerd vergangen und die Sägebauzutaten verweilten tapfer in der Schublade. Ausgerechnet neben ein paar Topfscharniere, die ich für den Küchenbau gebraucht habe. Meinem labilen Gemütszustand während dem Küchenprojekt und ein Tag an dem ich auf Küche nun gar keine Lust hatte, gebe ich die Schuld, dass ich schwach wurde. Ist doch nicht so schlimm, wenn man mal so ein wenig probiert wie es sich anfühlt an einer Säge zu basteln.

Wenn man im Netz Ausschau nach Vorlagen für Sägegriffe hält, stolpert man zwangsläufig über die von Blackburn. Nun, so übel sehen die Vorlagen ja nicht aus. Da ich eh keine Ahnung habe ….. kann ich damit mal loslegen. Zum Glück hat man Freunde die Ahnung und auch schon mitbekommen haben, was ich da treibe. Es folgte sofort der Hinweis, das obere hintere Hörnchen deutlich zu kürzen, weil es den Griff unbequem macht. Ich habe diese Behauptung mit der Schablone getestet und…. der Sägeflüsterer hatte Recht! Auf dem letzten der oberen Bilder ist deutlich die Kürzung des Hörnchens zu erkennen.

Nun, die ersten Metallarbeiten gestalteten sich nicht so kompliziert, wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Das Messing lässt sich gut bearbeiten. Die Schraubenköpfe habe ich 1 mm im Durchmesser kleiner gemacht  (weil ich für den Kopf keinen passenden Bohrer hatte) und danach mit der Feile abgeflacht.

Dann war erst mal gut mit Metallarbeit. Der Griff kam an die Reihe. Ich habe eine Ryoba (Japansäge), die hat zufällig genau die gleiche Blattstärke wie das Blatt der neuen Säge. Damit ließ sich der notwendige Schlitz hervorragend sägen. Damit der Schnitt absolut gerade wird, hab ich mir ein Führungsbrettchen auf halbe Griffstärke ./. habe Blattstärke gehobelt….. die Ryoba darauf aufgelegt und gesägt. Ergebnis war super. Pfriemlicher war die Herstellung des Schlitzes für den Messingrücken. Aber mit Zeit im Gepäck und feinen Werkzeugen, ließ sich auch diese Hürde nehmen.

Nach dem Zuschneiden und Polieren von Rücken und Blatt, wurden diese miteinander verklebt. 

Viel Spaß hat mir die Formgebung des Griffes bereitet. Es ist halt Holzarbeit bei der ich mich Zuhause fühle. Während dem Raspeln kam mir die Idee, den Messingrücken in eine Holznase übergehen zu lassen. 

Nach dem Zusammenbau der Säge folgte das Desaster. Schränken und Schärfen stand an. Neuland für mich. Beim Schränken hatte ich den Amboss der Schränkzange falsch eingestellt. Die Folge … 3 fehlende Zähne 😦

Nach einem lauten Schrei in der Werkstatt machte ich mit einer anderen Schränkzange weiter. Bei der war der Amboss dann richtig eingestellt. Ab da war alles gut. Dann hab ich sämtliche Zähne mit der Nadelfeile auf Crosscut geschärfte. Das Ergebnis hat mir dann wieder Freude gemacht. Sägen tut sie ausgezeichnet. Startet gut, sägt gerade und verläuft auch nicht. 

Ich habe aus dem Grund beschlossen, dass ich erst mal mit den 3 Zahnlücken am Blattende gut leben kann. Dafür dass es meine erste selbst gebaute Säge war, bin ich mit dem Resultat zufrieden. Sie darf auch zu den „Schönen“ in den Schrank.

Noch ein paar Bilder von der fertigen Säge…

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6 Antworten zu Säge – die Erste

  1. Christoph Meyer schreibt:

    Hallo Volker,

    du hast vergessen die Säge mit deinem Namen oder Logo zu versehen!

    Schönes Projekt, ich teile deine Meinung zur Metallarbeit, es ist ein notwendiges Übel. In deinem Fall hier ist aber ein schönes. Tolle Säge hast du da gebaut. Wetten in den nächsten Monaten kommt noch No 2.

    Viel Spaß mit der neuen Säge … und beim Küchenbau.

    Grüße
    Christoph

    • Volker schreibt:

      Hallo Christoph,
      herzlichen Dank für deine Rückmeldung.
      Die Studenten-Küche ist bereits seit 3 Wochen eingebaut. Den Beitrag an dieser Stelle hab ich geschwänzt.
      Ja du hast Recht, es wird No. 2 und No.3 geben. Die Blätter sind schon bei Gerd bestellt.
      Einen Windsor Stuhl hab ich inzwischen auch schon gebaut mit verheerenden Folgen…… meiner Frau gefällt er so gut, dass ich nun 8 Stühle am Esstisch austauschen muss…. Um dies bewerkstelligen zu können, brauch ich eine Ziehbank, die ich erst bauen muss,…
      Du siehst, es sind verdammt viele Bälle gerade in der Luft.
      Alles nach dem Motto…. bloß keine Langeweile aufkommen lassen 🙄
      Bin mir sicher, dass der eine oder andere Ball an dieser Stelle auch einen Blogbeitrag ausspucken wird.
      Grüße
      Volker

      • Frank Schneider schreibt:

        Hallo Volker,
        die Säge ist wirklich super geworden!
        Auf die Ziehbank bin ich wirklich gespannt, wäre schön, wenn du das Projekt hier vorstellst. Wobei mich auch die Windsor-Stühle interessieren würden.
        Schönen Gruß
        Frank

      • Volker schreibt:

        Hallo Frank,
        vielen Dank für deine Rückmeldung.
        Im Blog kommt bestimmt der eine oder andere Beitrag.
        Wann, weiß ich noch nicht, weil alles gerade etwas viel und Schreiben kostet auch wertvolle Freizeit.
        Herzliche Grüße
        Volker

  2. Pedder schreibt:

    Ich freu mich jedes mal, wenn jemand eine Säge baut. Wie schön, dass das mit Gerds Hilfe so leicht geworden ist. Deine Säge gefällt mir sehr gut.

    Mehr Griffmuster findete man zB bei Two Guys in a Garage: http://www.tgiag.com/saw-handle-scans.html
    Darunter auch meine Lieblingsfremdmuster von Moses Eadon.

    Liebe Grüße
    Pedder

    • Volker schreibt:

      Hallo Pedder,
      einen großen Anteil daran hast schon auch Du und Klaus. Eure Demo in Darmstadt vor 2 Jahren wie ihr die Griff Feinheiten ausarbeitet, hat mir schon sehr viel Appetit gemacht das auch mal zu versuchen.
      Liebe Grüße
      Volker

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