Roubo Hobelbank Teil II

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Beginne ich oben, unten, rechts oder etwa links? Egal wo bei einer Roubo, um das Verleimen gewaltiger Holzmengen kommt man zu Beginn nicht herum.
Knapp 2 Wochenenden sollte man dafür einplanen, bis 4 Beine und die 2 Bankplatten-Hälften für den Weiterbau zur Verfügung stehen. Es sei denn, jemand hat den „Mumm“ und verleimt die 4 Riegel einer Plattenhälfte in einem Durchgang. Ich hatte ihn nicht und hab deshalb Riegel für Riegel dem bereits verleimten Paket hinzugefügt. Der Leim durfte bei jedem Durchgang auch mindestens 8 Stunden trocknen, bevor die Zwingen wieder entfernt wurden. Das Ergebnis – die Leimfugen sind dicht.

Die Zeit des Leimens…. vergeudete Zeit bzw. Leerlauf? … Mitnichten!
Man muss sich nämlich klar werden, wie es weiter gehen soll bzw. muss. Es ist nämlich nicht so trivial wie es scheint. Auch dann nicht, wenn man den Bauplan von Guido Henn als Vorlage zu Rate zieht. Es sei denn, man baut die Bank von Guido 1:1 nach. Das tue ich aber nicht, weil ich mich zum Beispiel nicht an die Henn´schen Abmessungen halte oder weil ich keine 3/4″ Bankhakenlöcher in der Platte haben will. Aus tiefer Überzeugung und auch aus liebe zu meinen Hobelmessern, habe ich mich für klassische rechteckige Bankhaken aus Holz entschieden.

Nun, dieser Eigensinn wird damit bestraft, dass man viel nachdenken muss: Wie fertigt man die Löcher für die Bankhaken? Was sind die idealen Ausmaße für meine Bank? Wie wird die Schlittenzange eingebaut, wenn die Bankplatte 120mm stark ist und nicht 105 mm wie die auf dem Bauplan? Ändert man ein Maß, hat es zur Konsequenz, dass man sich über die Auswirkungen Gedanken machen darf … nein zwingend muss!

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Im Kopf bin ich viele Szenarien durchgegangen und zur Überzeugung gekommen, dass die Schlüsselstelle die Montage der Schlittenzange in der vordere Bankplattenhälfte darstellt. Auch dazu fehlt mir der „Mumm“ das sofort an der Originalplatte mit Nussbaum und Ahorn zu erproben. Mit preiswerten Erlenresten übe ich erst mal.

Und wie schon so oft… „Versuch macht kluch“.
Hounds Tooth Dovetails nennen die Amerikaner den Schwalbenschwanz im Schwalbenschwanz. Wie man in Deutschland dazu sagt, weiß ich nicht. Offenbar gab es diese Spielerei zu Spannagel’s Zeiten noch nicht.

Es musste ja so kommen…. erstes Ergebnis – ungenügend! Aber die Arbeitsschritte eingeprägt und beim nächsten Versuch gehe ich nicht mehr so „verschwenderisch“ mit dem Material um. Aber zu meiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass ich selbst mit einem schweren Hammer, die lediglich gesteckte Holzverbindung nicht mehr auseinander bekommen habe.

Aus dem Grund musste ich dann bei Fräsen einer Nut improvisieren und die im rechten Winkel zusammen gesteckte Verbindung bearbeiten. Wenn mir das beim Original auch passiert, muss ich meine Werkstattdecke durchstemmen, da über der Werkbank keine 2 Meter Platz mehr ist. Ich hab gleich gewusst, so niedrig die Werkstatt zu bauen recht sich irgend wann mal.

Meine Bankplatte hat eine Stärke von 120 mm. Das ist viel und somit kann ich mir den Luxus leisten, die Schienen der Schlittenzange bündig in der Platte zu versenken. So stört später keine Schiene, wenn man mal an der Stelle Schraubzwingen anbringen muss. Um die Fräser zu schonen, hab ich das abzunehmende Material erst mal grob ausgebohrt. Danach die Seiten mit dem Nutfräser begradigt. Mein Fräser war nicht lang genug und deshalb mussten noch ca. 3 cm per Hand ausgestemmt werden.

Ich denke der Bau des Prototypen war nicht umsonst. Es waren einige Aha-Erlebnisse dabei, denen ich nicht gerade dann begegnen möchte, wenn ich mit den schönen Ahorn bzw. Nussbaum-Bohlen hantiere. Ich habe jetzt alle Maße, die ich später brauche und auch die Gewissheit, dass es mit diesen Abmessungen funktioniert.

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Werkstatt-Einblick am Sonntag Abend. Mit so einem Chaos starte ich selten in die Arbeitswoche.

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13 Antworten zu Roubo Hobelbank Teil II

  1. rainerspeer schreibt:

    So ordentlich ist es in meiner Werkstatt selten. Hast Du die OF 2200? Dann könnte ich Dir lange Fräser schicken.

  2. rainerspeer schreibt:

    da war ich zu spät

  3. Christoph Meyer schreibt:

    Hallo Volker,
    was für eine Materialschlacht, 120mm starke Platte, hoffe die kommst du noch bewegt!
    Eine gute Anleitung für eckige Bankhakenlöcher hat Dietrich Bausch bei dem Bau seiner Bank dokumentiert. https://www.holz-seite.de/projekte/projekt-hobelbank/2/
    Grüße
    Christoph

    • Volker schreibt:

      Hallo Christoph,
      den Bericht und die Seiten von Dieter Bausch kenne ich. Aber schön, dass du mit fieberst 🙄
      Ja die Platten haben ein ordentliches Gewicht. Aber Gott sei Dank, hab ich mich für das Modell mit der geteilten Platte entschieden.
      Herzlichen Gruß
      Volker

  4. Thomas Heller schreibt:

    Hallo Volker,
    schön, das der erste Tag erfolgreich war!
    Ich denke auch, etwas mehr Geduld beim verleimen mit so kostbaren Holz ist angebracht.
    Das machst Du schon ganz richtig!
    Vor ca. 2 Jahren habe ich das Buch von Chris Schwarz erworben, das auch Du hast.
    In die Bank auf dem Cover, habe ich mich sofort verguckt.
    So eine, würde ich mir auch gerne mal bauen.
    Er hat viele Konstruktions-Fehler bei europäischen Bänken richtig erkannt und aufgezählt.
    Alleine, wie wichtig es ist, das die Beine bündig mit der Platte sind, um Spannfläche zu bieten…
    Nur bei der Bankhöhe, habe ich eine andere Meinung.
    Ich halte seine Bänke für zu niedrig. Aber jeder nach seinem Bedarf.
    Aber mein Keller ist für so ein Projekt vielleicht zu klein.
    Und, ich besitze keine Stationär-Maschine. Insbesondere eine Hobelmaschine wäre sicher notwendig, um diese Aufgabe zu bewältigen.
    Darum habe ich mich auch noch nicht getraut.
    Ich verfolge erst mal Dein Projekt mit großem Interesse!
    Wie hoch wird Deine Bank?
    Viel Erfolg weiterhin
    und Danke, für die Bilder!
    Mit freundlichen Grüßen aus Köln,
    Thomas Heller

    • Volker schreibt:

      Hallo Thomas,

      bis ich die Beine der Hobelbank auf das künftige Maß abschneiden muss, ist es noch ein wenig hin. Meine jetzige Bank hat eine Höhe von 83 cm. Die neue Bank baue ich einen Tick höher. Ich denke dass ich dann vermutlich so bei 87 cm landen werde. Höher aber nicht. Die Aufsatzzange hab ich ja auch noch, die mir jetzt schon die kleinen Sachen nach oben bringt.
      Viele Grüße
      Volker

  5. Volker Schneider schreibt:

    Hallo Volker,

    als ich gelesen habe, dass man mindestens 2 Wochenenden braucht, um alles zu verleimen, musste ich erstmal schlucken. Ich baue gerade die gleiche Werkbank bei mir im Keller, aber ohne elektrische Gerätschaften, da mir sonst unsere Nachbarn aufs Dach steigen…
    Ich bin gespannt auf deine weiteren Erfahrungen und versuche diese gleich für mein Projekt umzusetzen. Ich habe zurzeit die Rohlinge der Beine verleimt und wenn es in dem Tempo weiter geht brauche ich wahrscheinlich 2 Jahre :D. Mehr ist aber momentan neben dem Job nicht drin :/

    Vielen Dank für deine Einblicke!
    Grüße
    Volker

    • Volker schreibt:

      Hallo Volker,
      nun bin ich froh, dass du nicht meine 2 Wochendtheorie sofort widerlegt hast.
      Viel Spaß und gutes Gelingen für den weiteren Bau. Würde mich sehr freuen, wenn du mir von deiner fertigen Bank dann mal ein Bild senden würdest. Bin einfach neugirig, was andere Hobbyschreiner so aus dem Abenteuer „Hobelbankbau“ machen.
      Herzlichen Gruß
      Volker

  6. Thomas Heller schreibt:

    Hallo Volker,
    mich interessieren noch weitere Angaben zum Ahorn.

    Welcher Art ist Dein Ahorn-Holz? Europäisch, oder Amerikanisch?
    Und ist 80mm eine übliche Bohlenstärke für diese Holzart?
    Vielleicht täusche ich mich. Aber ist das nicht ein großer Glücksfall, das Du die gefunden hast?
    Ich wüsste nicht, wo ich so etwas bekommen könnte.

    Hast Du die Riegel nochmals geputzt, oder so verleimt, wie sie aus dem elektrischen Hobel kamen?

    Und noch die unvermeidliche Frage:
    Bist Du bereit zu sagen, was der Ahorn gekostet hat?
    (Das interessiert mich einfach…!)

    Ich wünsche Dir schöne Werkstatt-Stunden!

    Mit freundlichen Grüßen aus Köln
    Thomas Heller

    • Volker schreibt:

      Hallo Thomas,
      ich habe Europäischen Bergahorn gekauft. Ob übliche Stärke oder nicht, weiß ich nicht – mein Holzhändler (http://www.holz-reiterer.de) bietet ihn im Sortiment an.
      Die Riegel habe ich nicht geputzt, sondern so wie sie aus dem Dickenhobel gekommen sind verleimt. Für den Ahorn (Blockware,unbes.,Kl.0/I KD 80 mm) habe ich vergangenes Jahr einen qbm Preis von (netto) 935,– € bezahlt.
      Beste Grüße
      Volker

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