Heute berichte ich wieder ein wenig über den Fensterbau für die „Jubi“ (Jubiläumshütte). Damit langweile ich zwar den größten Teil meiner Blog-Leserschaft… weil, wer baut schon selbst Fenster? …. es hilft aber nichts – die Fenster dauern halt noch.
Jedoch sehe ich bereits ein kleines Licht am Horizont. Es signalisiert mir, die „fensterlose Zeit“ rückt näher…. und ab und an ertappe ich meine Gedanken bereits in einem der Folgeprojekte.
Die Bretter für die Fensterlaibung hatte ich ja schon vor einiger Zeit vorbereitet. Dem Fensterbrett musste jedoch noch eine „Wasserrinne“ nach dem Vorbild des alten Fensters, verpasst werden. Das Problem habe ich mit der Oberfräse gelöst. Zunächst wird die Rinne mit dem Nutfräser eingefräst, danach die Kanten mit einem abgerundeten Fräser nachgearbeitet.
Die Fensterlaibung kann nun mit dem Fensterstock verleimt werden. Nach so langer Bauzeit so einen „finalen“ Fensterstock vor sich stehen zu haben, ist schon ein recht gutes Gefühl.
Mit „hinter Schloss und Riegel“ könnte man den nächsten Bauabschnitt betiteln.
Unsere „Jubi“ ist – wie viele von AVBlern – nicht mehr die Jüngste. Handelsübliche Fensterbeschläge sind deshalb weniger geeignet oder besser gesagt: Passen halt nicht zum Stil der Hütte. Lange wurde gesucht, bis ich passende (historische) Fensteroliven gefunden habe.
So ein Schloss, also weder Tür noch Fensterschloss, hatte ich bisher noch nie eingebaut. Nachdem ich weiß, welche Arbeit in den Fensterflügeln steckt, habe ich mir jeden Handgriff zweimal überlegt. In der Arbeit steckt viel Potential, dass man sie fluchend ein zweites Mal verrichtet.
Das Ergebnis ist aber durchaus vorzeigbar.
„Vorzeigbar“, ein gutes Stichwort. Den Tag der offenen Werkstatttür gab es deshalb auch.
Ein paar hundert Jahre Vereinsgeschichte haben es sich nicht nehmen lassen und sind über 100 km zu mir in meine Werkstatt angereist. Haben fachmännisch begutachtet, ebensolche Kommentare abgegeben, alt und neu auf sich wirken lassen und zu guter letzt, den aktuellen Baufortschritt, nach vorheriger Einnahme einer ordentlichen Brotzeit plus dem üblichen bayrischen Kaltgetränk, abgenommen.
Die Fensterläden
Nach dieser vereinsinternen Revision, widme ich meine Aufmerksamkeit den Fensterläden. Auf Grund der Fenstergröße baue ich sie 2-flügelig.
Ablängen…. Auftrennen…. Hobeln….. Verleimen….., alles wie immer.
Da die Fensterläden in den Fensterstock einschlagen müssen, benötigen die Flügel einen umlaufenden Falz. Und in der Mitte, dort wo sie sich treffen, einen überlappenden Falz. Die Tischfräse ist mir bei diesen Arbeiten behilflich.
Für die folgende Feinarbeit, wird der Falzhobel zu Rate gezogen. Damit sich die Flügel der Fensterläden nicht werfen, werden innen Gratleisten eingearbeitet.
Mit dem Spiralnutfräser wird erst das Grobe abgenommen. Erst danach kommt der Gratfräser zum Einsatz. Dieses Vorgehen zögert die Neuanschaffung eines Gratfräsers deutlich hinaus. Der Grathobel ist zum Schluss für die Feinarbeit notwendig, bis die Leiste stramm in die Nut eingeklopft werden kann.
Und wieder ist ein Stück Hüttenfenster fertiggestellt.
Na Hallo! Da steckt ja ein großer Sack Arbeit drin! Respekt!
Und die richtige Kleidung hast Du auch angeschafft. Gefällt mir!
Die Schwitzwassermulden in den Fensterbrettern bekommen noch eine Entwässerung?
Hallo Rainer,
dein Lob freut mich natürlich!
Die Schwitzwassermulden bleiben so. Die alten Mulden haben auch keine Entwässerung und das Holz hat keine Schäden in den 87 Jahren davon getragen.
Ich wüsste auch nicht, wo ich das Schwitzwasser hinentwässern sollte.
Früher hatten die Zinkkästen eingemauert unter den Doppelfenstern. Konnte man raus nehmen zum Entleeren wie einen Aschekasten. Auf dem Brandenburger Haus sind die Fensterstöcke vergammelt, weil da immer das Wasser drin steht. Schlimmer wirds noch, wenn der Wirt oder die Gäste Decken zwischen die Fenster packen um den Zug etwas ein zu dämmen.
Meine Fensterbrett sind aus Eiche.
Venedig steht noch – auch auf Eiche.
Eiche fault auch. In Potsdam stehen viele Häuser auf Eichenpfählen im Morast. Problematisch wird das, seit dem der Grundwasserspiegel fällt!
Bin überzeugt, mich und meine Kinder überstehen die Fenster.
Mehr Gedanken mach ich mir nicht.
Hallo Volker,
Bauschreinerei ist etwas nicht alltägliches für einen herkömmlichen Holzwerker. Aber Deine Arbeit für eine Rarität, da bin auf das Finale sehr gespannt. Wird wohl das wertvollste an dem Gebäude werden, da Deine Handarbeit in diesem Falle ja mitgerechnet wird.
Liebe Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
an unserer Alpenvereinshütte gibt es nicht das „Wertvollste“. Sie wurde 1931 gebaut und seit diesem Zeitpunkt liebevoll gehegt und gepflegt.
Wenn etwas kaputt war, wurde es restauriert oder wenn möglich originalgetreu ersetzt. Da gibt es einige in unserem Verein, die bei der Arbeit, die sie erbringen, nicht auf die Zeit schauen.
Ihnen geht es darum das Alte zu erhalten – und dieser Idealismus ist in meinen Augen das Wertvollste!
Herzliche Grüße
Volker
Hallo Volker,
da decken sich unsere Wertevorstellungen. Nicht der materielle sondern der ideelle Aspekt war hier gemeint und da ist die Handarbeit für mich sehr hoch anzusetzten.
Herzliche Grüße
Uwe
🙂