Es war wohl das Jahr 2010 in dem ich mir meine ersten beiden Hobel gekauft habe.
Was mich zu dem Kauf damals genau bewogen hat, weiß ich heute nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch überwiegend „maschinenlastig“ in meinem Hobby unterwegs. Vermutlich überwältigte mich ein Anflug von Sentimentalität und ich dachte „jeder Holzwerker braucht auch einen „richtigen Hobel“. Damit meinte ich natürlich einen Hobel aus Eisen – die Dinger sehen ja wirklich gut aus. Holzhobel kannte ich nur die Üblichen (Marken nenne ich jetzt nicht) und hatte definitiv ihnen gegenüber Vorurteile. Somit unternahm ich einen Ausflug nach Niederbayern zu einem tollen Werkzeugladen. Einige nennen den Laden auch den Zalando für Holzwerker.
An das dumme Gesicht des Verkäufers kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich sagte nämlich zu ihm: „ich möchte einen Hobel…. einen aus Eisen“. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass man sich mit einem kleinen Satz so die Blöße geben kann. Er zeigte mit dem Finger auf einen größeren Tisch hinter sich und antwortete „welcher darf es denn sein?“ Da standen schätzungsweise um die 80 verschiedene Hobel – allesamt aus Metall.
Nun gut, es war schon passiert… ich hatte mich zum Deppen gemacht! Dem fachkundigen Herren erklärte ich deshalb, dass es für Ihn heute ein Scheißtag ist, er dürfe mich jetzt beraten, ich hätte nämlich keine Ahnung vom gemeinen Hobel. Er lachte und sagte… „ja solche Scheißtage gibt es“. Wir beide verstanden uns.
Nach einem längeren und sehr intensiven Fachgespräch verließ ich den Laden mit einer Tüte. Darin meine Raubank und ein Einhandhobel – beide von Veritas. Mit dem Gefühl, dem ultimativem Holzwerken wieder etwas näher gekommen zu sein, trat ich die Heimreise an.
Es war nicht nur ein Scheißtag für den Verkäufer (in Bezug auf den Beratungsaufwand), sondern auch ein Tag an dem ich gleich mehreren Irrtümern aufgesessen bin. Ein Irrtum z.B. war, dass ich glaubte, mit einer Raubank (qualitativ höherwertig) flutschen mir die glatten Bretter nur so von der Hobelbank! Der 2. Irrtum war, dass ich die Meinung vertrat, mit einer Raubank und einem Einhandhobel besitze ich nun die „Allterrain-Tools“ mit denen ich dem Großteil der Hobelherausforderungen gewachsen wäre. Ich empfand den 2. Hobel zu diesem Zeitpunkt eher noch als überflüssigen Luxus, den ich nur noch deshalb mitgenommen habe, weil der arme Fachberater so einen Scheißtag und ich Mitgefühl hatte.
Heute, im Nachhinein betrachtet, amüsiert mich am meisten, dass ich den Einhandhobel von Anfang an sehr viel im Einsatz hatte (also den überflüssigen Luxus), weil er unkompliziert zu handhaben war. Die Raubank stand beinahe 2 Jahre unbenutzt im Regal. Sie hinterließ auf dem Holz nur unansehnliche Oberflächen und deshalb bei mir Frust. Wenn man nämlich naiv glaubt, mit einer neuen Raubank erwirbt man auch ein gebrauchsfertiges und richtig scharfes Eisen, ist man dem nächsten Irrtum aufgesessen. Aber wie scharf ein richtig geschärftes Eisen sein muss, wusste ich zu dem Zeitpunkt ebenso wenig, wie auch wie das Schärfen von Hobeleisen geht und man das Eisen im Hobel richtig einstellt. Diese Erfahrungen machte ich erst 2 Jahre später. Erst mit diesem Wissen im Gepäck, erzielte ich mit der Raubank tolle Ergebnisse und der „Hobelvirus“ hatte mich infiziert. Inzwischen, einige Jahre später, frage ich mich nicht mehr, wozu die vielen verschiedenen Hobel zu gebrauchen sind. Richtig angewendet, sind sie ein tolles Werkzeug und stellen die motorisierte Konkurrenz der Oberflächenveredler leicht in den Schatten.
Meine Hobelauswahl ist übrigens wieder etwas größer geworden. Um engere Rundungen innen aushobeln zu können, habe ich mir 2 weitere Krenov-Hobel mit gewölbter Sohle gebaut. Die Messer stammen aus dem Hause Gerd und haben eine Breite von 32mm bzw. 25 mm. Die Hobel habe ich parallel gebaut und sie sind an 2 Wochenenden entstanden.
Hier noch ein paar Bilder vom Bau der Hobel:
Nachdem ihr Euch jetzt wieder mal durch einen Schwank aus meiner Holzwerkerjugend gequält habt, fragt ihr euch bestimmt noch, was nun Hasen und Hobel gemeinsam haben? Ganz einfach… wenn man mit den richtigen 2 anfängt, werden es sehr schnell sehr sehr viele 😉
Hallo Volker,
die Hobelformen gefallen mir sehr. Ich würde mal gerne einen in die Hand nehmen. So langsam werde ich nähmlich zum Metallhobelliebhaber weil ich meine dass sie besser in der Hand liegen als unsere klassischen Holzhobel. Allerdings will ich eigentlich gerne beim Holzhobel bleiben…
Meine ich das nur oder sind die Oberflächen alle unbehandelt, wenn ja, warum?
Grüsse
Frederik
Hallo Frederik,
die Metall Hobel liegen nicht besser in der Hand. Ich hoble bestimmt 50% mit meinen Holzhobel, wenn nicht sogar mehr.
Ich mag den Holzhobel, weil er leichter ist und ich beim Hobeln den Span besser spüre (hört sich blöde an, aber ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken kann).
Hast du schon mal einen „Krenov Hobel“ in der Hand gehabt, oder kennst du nur die klassischen europäischen Holzhobel?
Grüße
Volker
Hallo Volker,
Ich arbeitete eben bisher nur mit den klassischen Hobeln. Das Gewicht ist tatsächlich angenehmer. Eiseneinstellung auch kein Hexenwerk. Es liegt also wirklich an der Ergonomie. Meine Hand beschwert sich sehr deutlich wenn ich längere Zeit mit dem Holzhobel arbeite. Beim Stanly ist das nicht so. Vielleicht sollte doch mal die Raspel an dem Holzhobel knabbern …
Übrigens: ja die Oberflächen sind alle (bis auf den Nussbaumhobel ) alle unbehandelt.
Warum sollte ich sie behandeln. Es ist Werkzeug und darf Gebrauchspuren bekommen.
Herzliche Grüße
Volker
Gebrauchsspuren gibt es auf jeden Fall. Aber Öl feuert das Holz so schön an und ich mag es wenn mein Werkzeug „fertig“ aussieht. Ich kann es aber auf jeden Fall nachvollziehen. Meine persönlichen Holzlöffel öle ich meistens auch nicht.
Grüsse
Frederik
Birne würde mit Öl eher verblassen und grau werden.
Grüße
Volker
Hallo Volker,
schön geschrieben und sehr leckere Bilder! Vielen Dank dafür.
Wir haben ja schon einmal darüber gesprochen, eine Tages…
🙂
Viele Grüße
Timo
Ja…. ja… eines Tages!
😉
Volker
Hallo Volker,
ein amüsanter Beitrag, der mir ein breites Grinsen entlockte. Toll geschrieben und das Ergebnis ist wieder einmal aller Ehren wert. Solche Teile zu bauen macht auch richtig Spass und hinterher die Spanproduktion mit den Sinnen zu erfassen ist eine sehr schöne Belohnung!
Herzliche Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ja der Bau macht richtig Spaß und es zeigt einem auf, dass ein Hobel ein ganz einfaches aber geniales Werkzeug ist. Ich mag meine Hobel aus Eisen und ich mag meine selbstgebauten Hobel aus Holz. Und man kann an der gehobelten Fläche nicht feststellen, ob du daß Tool für 350€ oder das Tool für 50€ bemüht hast.
Herzliche Grüße
Volker
Wie es aussieht, hast Du – trotz anfänglicher Hindernisse – mit den richtigen beiden begonnen 😉 Schöne Hobel, die Du da baust. Meinen großen Respekt!
Hallo Andreas,
ja das war der schönste Holzwerkerkurs, den ich je gemacht hab. Einen Hobelbaukurs kann ich nur empfehlen.
Viele Grüße
Volker
Wo hast Du den gemacht? Welche anderen Kurse hast Du bisher besucht?
Hallo Andreas,
Charles Beresford hat mir gezeigt, wie man Hobel baut. Der ist übrigens nicht so weit weg von dir und gibt auch privat Kurse.
Von ihm hab ich auch das Zinken gelernt, das Anfertigen von gewölbten Möbelteilen und das Einpassen von Türen in einen Schrank.
Herzliche Grüße
Volker
Ps: Die Kurse hab ich alle (bis auf den ersten mit dem gezinkten Hocker) im Blog dokumentiert.
Ah – I see ;-). Muss ich bei Gelegenheit mal nachlesen. Auf seiner Website steht allerdings nichts von Kursen. Wo findet man die?
Ihn abends anrufen und mit ihm reden!!! Sag einen schönen Gruß von mir.
Gruß
Volker
Alles klar. Vielen Dank für den Tipp.
Beste Grüße,
Andreas
Schöne Hobel! Aber wenn man davon süchtig wird…?
Ich habe auch mal einen gebaut. Ich hatte unten am Nyasa ein Ersatzeisen mit für einen Schrupphobel. Der eigentliche Schrupphobel war von Steiner aus Bundeswehrbeständen.
Ich wollte einen etwas größeren, schwereren haben. Aus einem Stück Afrikanischer Akazie habe ich dann das Kernholz freigebeilt und den Hobel aus einem Stück gearbeitet. Das Ding hat etliche Quadratmeter handgesägtes Blutholz geebnet.
Ästhetisch kann er ja mit Deinen nicht mithalten. Aber ich habe ihn gern und auch zurück nach Deutschland mitgenommen.
Übrigens: Papst Franziskus nutzte zur Veranschaulichung unbändigen Vermehrungsdrangs das Bild der Karnickel nicht der Hasen.
Gruss vom Oderbruch
Lieber Rainer,
soll ich jetzt wegen dem amtierenden Heiligen Vater meinen Blogbeitrag ändern?
Ich glaube nein. Hasen verspüren den unbändigen Vermehrungsdrang genauso gut wie Karnickel oder meine Hobel 😉
Den Hobel, den du gebaut hast, habe ich gesehen. Du hast ihn doch beim Schiffbau verwendet. Davon hast du auch Bilder in deinem Blog eingestellt. Einen typischen europäischen Hoben (evtl einen englischen) mit einem durchgestemmten Kasten möchte ich auch noch bauen. Auch für so einen Typ habe ich mir schon ein Messer von Gerd machen lassen. Aber jetzt steht dann erst mal wieder ein Möbelstück an.
Herzliche Grüße
Volker
Na dann haben wir doch schon was zu tun fürs Frühjahr!
Ich baue dann einen KrenovHobel. Welches Eisen von Gerd Fritsche empfiehlst Du?
Wenn du eine gerade Sohle haben möchtest 38mm oder 40mm. Ein Krenov Hobel mit einer Gesamtbreite von ca. 60mm liegt toll in der Hand.
Wenn du eine gewölbte Sohle haben möchtest 35mm.
http://www.traditional-handplanes.com/blade_prices_de.php
Da das ein Projekt ist, für das ich mir nicht das Rauchen angewöhnen muss, bin ich natürlich damit einverstanden 😉
Grüße
Volker