Lange habe ich gezögert und überlegt, ob ich mich mit einem fauligen Stück Holz abgeben soll. Zugegeben, wenn es nicht Nussbaum gewesen wäre, ich hätte vermutlich nicht mal das Nachdenken darüber angefangen. Warum eigentlich nicht?
Ist Holz faulig, hat Risse, sind Maden tätig gewesen oder ist ein Ast rausgebrochen, dann trägt es den C-Stempel. Es ist nicht mehr makellos und wandert meist in die Brennholzkiste.
Wir, die Betrachter, neigen schon sehr zum schwarz-weiß Denken. Noch schlimmer, die Holzwerker, egal ob Schreiner oder Hobbyisten, die der Ansicht sind, ihre Arbeit wird mit den „Fehlern“ im Holz gleichgesetzt.
Man vergisst dabei… Holz ist ein Naturprodukt. Risse und schadhafte Stellen gehören zu diesem Material, wie das Salz in das Meer.
Makelloses Holz zu verarbeiten ist natürlich einfacher… es strengt weniger das Hirn an! Man muss sich keine Gedanken machen, wie man aus einem fauligen Stück Holz noch was machen kann.
Aber besteht nicht darin der Reiz der Sache? Aus etwas Minderwertigen, was Hochwertiges oder Besonderes zu machen? Die „Fehler“ in Szene zu setzen? Dem betrachtenden Auge was zum Spielen, zum Erforschen anzubieten? Zum Anfassen verführen?
Ich glaube mit makellosen Holz ist das sogar etwas schwieriger! Das Auge und der Verstand ist daran gewöhnt. Der Betrachter erwartes das Fehlerfreie und nimmt es als Selbstverständlichkeit hin. Seine Blicke wandern schnell über das Objekt…. nichts Besonderes… kein Grund zum Anhalten… ab zum nächsten Gegenstand.
Aus Nussbaum 3. Wahl
Der Kern, auf den Bildern deutlich sichtbar, war total faulig. Ich habe den Drechsel-Rohling so geschnitten, dass die Schalenoberkante mit dem schadhaften Holz endet. Das restliche Holz war unversehrt mit einer tollen Zeichnung. Nach dem Aushöhlen der Schale wurde der Kern mit Messer, Raspel und Feile entfernt.
Entstanden ist eine Nussbaum-Schale „3. Wahl“.
Nicht mit einem Loch, sondern sogar mit 2 Löchern und einer riesigen Delle am Boden.
Aber eines hat die Schüssel…. einen eigenen, Charakter! Nicht die gedrechselte Form steht im Mittelpunkt, sondern klar das Holz mit seiner Natürlichkeit und seinen Fehlern.
Hallo Volker,
also wenn das ein Stück 3.er Wahl gewesen ist, dann möchte ich auch ein paar solche Stücke gerne in meiner Restekiste finden können ;-).
Du sprichst mir aus der Seele was du geschrieben hast. Das Ergebnis spricht für sich selbst.
Herzliche Grüße und Glückwunsch zu dem Nussbaum 3. Wahl ;-),
Dominik
Hallo Dominik,
schön, dass mich einer versteht!
😉
Volker
Hallo Volker,
nimm den Fehler und mach das Beste daraus. Das war mein erstes Schälchen, das ich gedrechselt habe. Auch aus Nussbaum. Mittlerweile ist dieses häufig nachgefragt worden, ob ich es abgebe, aber jedesmal sage ich nein und die Verbindung wächst stetig. Die Herausforderung besteht doch darin, das man um das Stromlinienförmige einen Bogen macht, um etwas Individuelles, unvergleich Schöneres zu schaffen und sich daran zu erfreuen. Wer sich auf die Natur einlässt, erfährt ganz besondere Momente.
Weiterhin viel Freude mit den besonderen Hölzern,
herzliche Grüße
Uwe
Schöner Kommentar Uwe!
Danke
Volker
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