sie bauen eine Burg… ich nur Möbel

20140830 147SWEs war das erste Mal, dass ich in diesem Land gewesen bin. Zugegeben, wenn man kein Wort Französisch spricht ist die Hemmschwelle schon etwas größer sich nach Frankreich auf den Weg zu machen. Aber familiäre Veränderungen haben mich zu dieser Horizonterweiterung „überredet“.

Mit Heim genommen, habe ich ein paar wunderbare landschaftliche Eindrücke aus der Bourgogne und der Erkenntnis, dass hier das traditionelle Handwerk offenbar noch einen ganz anderen Stellenwert hat, als bei uns. Die Leute versuchen hier mit allen Mitteln das Alte zu erhalten und nicht gleich wegzureißen bzw. durch Neu zu ersetzen. Das gilt für Gebäude und auch für Gebrauchsgegenstände. Auf dem Markt findet man noch Stuhlflechter, die alte Stühle wieder mit neuen Sitzflächen versehen. Ehrliche Handarbeit wird in Frankreich offenbar noch geschätzt. Handwerksbetriebe sind in den Ortschaften noch die Regel und nicht wie bei uns die Ausnahme. Man trägt sein Geld öfter noch zum Schuster und nicht zu Zalando! Hinkt Frankreich unserem Trend hinterher oder sind sie uns weit voraus? Ich hoffe sie sind uns voraus und wir begreifen bald, wie armselig dieser Weg ist, den wir momentan beschreiten.
Ich stelle mir schon seit einiger Zeit nicht nur die Frage: „was kaufe ich ein?“ sondern auch eine 2. Frage: „wo kaufe ich es ein?“. Und wenn ich beim Bezahlen an der Kasse ein Lächeln sehe und ein Danke höre, ist mir das mehr Geld wert, als eine Bestätigungsmail von einem Internetshop, dessen Betreiber in Deutschland nicht einen Euro Steuern zahlt!

Aber nun bin ich vom eigentlichen Thema „Handwerk in Frankreich“ etwas abgekommen. Ich möchte noch von einem Projekt berichten, was meines Erachtens seines Gleichen sucht:

Guédelon
sie bauen eine Burg

1997 haben ein paar Leute damit begonnen mit den Mitteln (Handwerkszeugen) des 13. Jahrhunderts eine Burg zu bauen. Geschätzt hat man, dass man für die Fertigstellung ca. 25 Jahre benötigen wird. Was ich bei der Besichtigung gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Bemerkenswert am Projekt Guédelon finde ich nicht nur die handwerkliche Umsetzung, sondern auch die Tatsache, dass als Arbeiter neben den wenigen „Fachleuten“ nur freiwillige Helfer und schwer erziehbare Jugendliche zur Verfügung stehen. Und jeder ist auf jeden bei der Arbeit angewiesen. Auf das, was sie gemeinsam bisher geschafft haben, können sie stolz sein.

Auf der Homepage von den Burg(er)bauern findet man viele interessante Informationen.

Hier ein paar Bilder von Guédelon

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4 Antworten zu sie bauen eine Burg… ich nur Möbel

  1. Frederik schreibt:

    Genial, da möchte ich auch mal hin!
    Etwas näher für uns und auch noch mehr in den Anfängen, aber auf jeden Fall einen Besuch Wert ist Campus Galli bei Meßkirch.
    http://www.campus-galli.de

    Weist du welches Holz sie auf der Burgbaustelle für die Schindeln verwenden?
    Grüsse
    Frederik

    • Volker schreibt:

      Hallo Frederik,

      ich denke sie machen die Schindeln auch aus Eiche, wie auch alle Balken. Eiche ist sehr Wasserstabil und sie haben ja in Frankreich genügend davon. Ich habe noch nie so große Eichenwälder gesehen wie dort.
      Ich schick dir mal per Mail ein Bild auf dem man das Holz ganz gut erkennen kann. Dem Splintholz nach in meinen Augen Eiche.
      Gruß
      Volker

  2. uwe.adler schreibt:

    Hallo Volker,

    in der heutigen Zeit sind solche archaischen Momente Balsam für die Seele. Da wird der Wunsch nach einem anderen Leben wieder wach, bzw. man kann es einmal beobachten und dabei träumen. Ob das erstrebenswert ist, so zu leben und nicht den Hintergrund/Hängematte unserer technisierten Welt zu haben, stelle ich mal dahin. Wie gut kann ich Deine Empfindung nachvollziehen, die der Besuch ausgelöst haben wird. Mir ergeht es ähnlich bei meinen Besuchen der Freilichtmuseumen im Kölner Umland. Diese sind natürlich in einem anderen Kontext angesiedelt.

    Ein schöner Bericht,

    herzliche Grüße

    Uwe

    • Volker schreibt:

      Hallo Uwe,

      Du hast schon Recht!
      Ich freue mich auch wenn morgens warmes Wasser aus der Leitung kommt und den Verkehrsfunk finde ich auch hilfreich, wenn man den Stau damit umgehen kann. Früher musste man halt hinter den anderen Ochsen herfahren 😉

      Was mich aber schon begeistert, ist die Tatsache, dass man mit einfachsten Handwerkzeugen wunderbare Dinge fertigen kann. Man braucht keine High-Tech-Maschinen dafür. Man braucht lediglich handwerkliches Geschick, Geduld und den Willen es tun zu wollen.

      Herzliche Grüße
      Volker

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